Die Woche in Dating – euphorische Zeiten oder schwere See?
Diese Woche gab es noch einmal ein kurzes Stutzen über die Übernahme einer winzigen Singlebörse durch PARSHIP, die schon letzte Woche Thema war. Immerhin wissen wir jetzt: Bei Parship braucht man ungefähr neun Monate, um zum Partner zu kommen, was mich mal wieder veranlasste, Ihnen zu schreiben: Ein Sechsmonatsabo bei Partneragenturen reicht in jedem Fall für den fleißigen und aktiven Sucher. Deshalb – kündigen sie es rechtzeitig, damit es sich nicht automatisch verlängert. Die Kündigungsfrist steht in den AGB und sollte von den dortigen Bedingungen abhängig gemacht werden – und nicht davon, ob Sie nach zwei Monaten einen Partner finden oder nicht.
Geschäft ist Geschäft, und ich gönne jedem seinen Umsatz und Gewinn. Ob Abonnements und seriöse Partnersuche aber miteinander kompatibel sind? Im Grunde lautet die Antwort: Nein, denn der Prozess der Partnersuche sollte nicht unendlich sein – und die gegenwärtigen Abos verlängern sich in der Regel automatisch. Das ist und bliebt ein Ärgernis. Übrigens denke ich beim Casual Dating ganz anders darüber: Der Nachschub an „Frischfleisch“ kann durchaus auf Dauer angelegt sein – oder jedenfalls so lange, bis man endgültig die Nase voll hat, vom erotischen Speisen „a la carte“.
Wie beruhigend, wenn es dann noch diese ulkigen „Seekapitäne“ auf großer Fahrt in den Liebeshafen mit viel zu jungen blonden Models gibt.
Auch eine neue Singlebörse gib´s schon wieder, die diesmal mit jeder Menge „Features“ wirbt, obgleich man eigentlich nur ein „Feature“ braucht: viele, tatsächlich aktiv suchende Mitglieder – und die „einzusammeln“ wird immer schwieriger.
Eigene Informationen und Betrachtungen gab es diese Woche zur Genüge: Die Scheuklappensuche hört auf, die Genusssuche beginnt – und vor allem der Markt der traditionellen Singlebörsen wird davon betroffen sein. Übrigens könnte es durchaus möglich sein, dass auch die als ultra-konservativ geltenden Partneragenturen dabei einen Kratzer abbekommen: Gerade gebildete Frauen unter 30 werden sich nicht sofort zu „Objekten für bürgerliche Ehen“ abstempeln lassen. Viele von ihnen wollen ihren Spaß beim Dating – und deswegen könnten durchaus auch die Partneragenturen von der Trendwende im Dating betroffen sein. Die suchen nämlich gerade händeringend nach der Jugend, die an ihren Agenturen vorbeipfeift.
Ob Online-Dating wirklich die richtige Art ist, um seinen Lebenspartner kennenzulernen? Die Euphorie, in die besonders die Partneragenturen gerade verfallen entbehrt meiner Meinung nach der Grundlagen. Es ist kein Geheimnis, dass die Umsätze gegenwärtig auf Kosten des Gewinns mit Fernsehwerbung erzielt werden, was eben auch bedeutet, dass der bisherige Markt der Zeitungsleser bereits abgegrast ist. Die Branche macht in Euphorie, weiß aber, dass ihre leicht angejahrten und nicht sehr wendigen Schiffe auf eine schwere See nicht vorbereitet sind. Wenn es denn ein Trost für die Branche ist, hier ein bislang unveröffentlichtes Zitat:
Große Datingunternehmen sind zu groß, um irgendetwas Bedeutsames zu tun, und kleine Datingunternehmen können sich die Kosten dafür nicht leisten.
Übrigens: Die Fernsehwerbung gab reichlich Grund, zu spotten – sogar die „Süddeutsche Zeitung“ half mit, den Spott zu verbreiten, und was ich dabei mal so „en passant“ anmerken darf: EU-Bürger werden aus deutschen Singlebörsen dann und wann noch ausgesperrt. Keine Ahnung, warum – die Betreiber werden es wissen.
Je mehr Bildung, um so schneller sind Frauen bereit, der Lust nachzugeben und der schnellen Liebe zu frönen – behauptet jedenfalls eine der neuen Casual-Dating-Agenturen, während Men´s Health angeblich erforscht haben will, dass Frauen über 40 die sichersten „Subjekte“ für eine schnelle Nacht zu zweit sind. Nun, wenn man keine anderen Sorgen hat, mag dies ja angehen.
Dass Frauenzeitschriften nicht sonderlich kompetent für Dating-Tipps sind, ist bekannt. Das habe ich einmal wieder aufgegriffen, zumal man dazu eingeladen hatte, gemeinsam moderne Kunst abzulästern.
Auf der Negativseite der Wissenschaft stand diesmal eine gewisse Catherine Hakim, die „wissenschaftlich“ bewiesen haben will, dass Frauen ganz gerne Hausfrauen wären. Na, dann man zurück an Kochtopf und Waschzuber, Frauen – und viel Glück dabei. Ein Softwareunternehmen bietet an, das „Matching“ in „real time“ zu verbessern – und damit das Benutzerverhalten ausforschen.
Mit meinen Kampagnen habe ich offenbar kein Glück: Es gilt, endlich einmal ein Fotoarchiv aufzubauen, in dem praktisch nutzbare Fotos von Flirtgesten archiviert werden. Die Gesten selber sind zwar alle bekannt, aber offenbar kaum bei den Redakteurinnen und Redakteuren einschlägiger Artikel, denn im Internet wird ein Haufen Schrott darüber geschrieben und passende Fotos gibt es schon gar keine. Mal ehrlich, Mitmenschen, ich habe keine Lust, das Zweite-Wahl-Grinsen eines Models als „Flirtgesten“ von irgendwelchen Stockfoto-Agenturen oder Fotografen zu kaufen. Also baue ich auf meine Leserschaft, am Ende doch noch ein gemeinsames Projekt aufzubauen. Wie wäre es mit Ihnen?
Dating, Liebe und verwandten Themen wandte sich diese Woche auch die Liebeszeitung zu.
In diesem Sinne – bis zum nächsten Freitag, oder jeden Tag auf der Liebepur, wo Datingfragen objektiv und ohne Firmenbindung behandelt werden.