Frauen, Partnersuche und Älterwerden
Judith Alwin schreibt für Herzklopfen (neu.de) dieser Tage unter „Internet und Realität“ mehr „Tacheles“, als mancher Frau lieb sein mag.
Das Thema heißt: Älter werden, reifer werden, aber auch „kantiger“ werden. So gut wie alle Männer kennen ja die Zuweisung für das „Elend“ der Frauen: Die Männer sind an allem schuld. Sie wollen nur knackige, unverbrauchte, willfährige Frauen. Doch diese Weisheiten der Triefaugen-Frauen weist Frau Alwin zurück:
Aus unserer Sicht sieht es natürlich so aus, als läge die Schuld ausschließlich bei der geschlechtlichen ‚Gegenpartei‘. Dabei sind unsere eigenen Ecken und Kanten, die wir über die Jahre ausgebildet haben, mindestens genauso hinderlich.
Tatsächlich bietet die heutige, oft recht späte Partnersuche außer vielen Vorteilen auch erhebliche Nachteile, denn während bei der frühen Partnersuche beide Teile hoffen, sich miteinander zu entwickeln und dabei beide zu gewinnen, haben wir bei den älteren Partnersuchenden eher die Situation, dass beide sich bereits strak entwickelt haben und befürchten, etwas zu verlieren.
Noch weitaus schwieriger wird dies, wenn man einmal über 40 ist und einen zweiten Anlauf in die Ehe nimmt. Man hat Ecken und Kanten, und sicher auch Schrammen auf Körper, Geist und Emotionen. Hinzu kommt die Unschärfe der Zielgruppe: War es im Abiturjahrgang noch wenigstens möglich, dass jede zu jedem kam, so ist es mit über 40 eher so: (Zitat Frau Alwin)
Kein Wunder also, dass, wenn wir auf der Zeitachse des Lebens zwischendurch mal innehalten und unsere gleichaltrigen Mitmenschen betrachten, alle irgendwo anders stehen – viele inzwischen unerreichbar für uns.
Ob Online-Dating dann immer richtig ist? Nein, sicher nicht immer. Wer das Glück hat, an einen Arbeitsplatz mit attraktiven Männern zu kommen, oder wer sonst permanent neue Menschen kennenlernt, könnte es selbstverständlich auch auf freier Wildbahn versuchen. Denn eines zählt dort immer noch mehr: Die Verführungskunst der Frauen – und beherrscht man die, dann spielen ein paar Schrammen oft gar keine Rolle mehr. Selbst am Arbeitsplatz kann diese Methode zielgerichtet, aber nicht offenkundig eingesetzt, durchaus zum Ziel führen.
Online-Dating, vor allem in den „veredelten“ Formen der Partneragenturen, hat immer etwas von „Mit Vernunft zur Partnerschaft“. Das ist sehr lobenswert, und ich kann es von ganzem Herzen empfehlen. Aber so erregend wie eine gezielte Verführung in der realen Welt ist es natürlich nicht. Wieder einmal gilt: Man muss wissen, was man will, und zwischen der „Femme fatal“ aus der Werbeabteilung und der biederen Lohnbuchhalterin, die schon mal die Einsparung der Steuern bei gemeinsamer Veranlagung kalkuliert, liegen viele Frauenrollen, die zum Ziel führen – auch über 40.