Der Mann ohne Restverstand und die Hühner mampfende Frau
Ei potz – wahrscheinlich wissen Sie, wie ich zu sogenannter „Beratungsliteratur“ in Liebesfragen stehe, und ähnliche Gedanken hatte wohl auch meine Kollegin Gabriele Kuhn. Der jubelte jemand einen Ratgeber unter:
„Wie man einen Mann restlos um den Verstand bringt.“
Autorin ist eine gewisse Trixi von Bülow, die uns 2007 auch schon mit „Dem kleinen Männererkenner“ beglückte und 2009 mit „101 Dingen, die man tun kann, um eine Frau glücklich zu machen“ – nicht zu vergessen das ebenfalls 2010 erschienene Buch „Das Trixi-Prinzip: mit sanfter Anarchie zum schöneren Leben“. Das Pseudonym „Trixi von Bülow“ wird vom Bastei-Verlag streng als Geheimnis gehütet, doch soll sie inzwischen angeblich 51 Jahre alt sein und zwei Söhne haben.
Nun, und wie bringt man einen Mann nun „restlos“ um den Verstand? Äh – Klappentext zuerst, bitte schön: (Indem es dir gelingt) … „ihn in Atem zu halten, ihn zu verwirren, ihn aufzuregen, zu überraschen und seine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.“ Na, Klasse, wie neu und vor allem wie aufregend. Das zieht natürlich die üblichen Lobhudler auf Amazon an, die das Buch mindestens teilweise über den grünen Klee loben. Leider bestätigen sie dabei auch mal wieder alle Vorurteile über Frauen: Ihnen geht es gar nicht um sinnreiche Ratschläge, sie wollen von Ratgeberliteratur hauptsächlich unterhalten werden und freuen sich über „gute Tipps“. Das kennen wir ja schon von den unsäglichen Artikeln in den einschlägigen Frauenzeitschriften: Du musst dich nie verändern, sondern nur unsere Tipps befolgen.
Übrigens hat Gabriele Kuhn darin wirklich gelesen, was sie eine ziemlich Selbstüberwindung gekostet haben muss. (Das Buch lag in ihrer Toilette, wie ich zu ihrer Rechtfertigung sagen muss), und da stand dann zum Beispiel drin: „Schlüpf aus dem Schlüpfer„. Ich konnte nicht genau erfahren, wann denn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist (vor dem Date oder danach?), habe aber verstanden, dass Männerabzocke angesagt ist: „ Lass ihn das Restaurant auswählen … und nimm dein Portemonnaie erst gar nicht mit„. Klar, Kreditkarte auch nicht, aber dann unbedingt einen Wein für 100 Euro aufwärts bestellen.
Oh, bei dieser Kostprobe habe ich mich schiefgelacht: „Bestell ein gebratenes Huhn, und zeig, was du mit der Zunge drauf hast.“ Nun, ich nehme an, dass es mit einem rohen Huhn nicht gut funktioniert, und ich stelle mir gerade die ungeheure Erotik der Hühner mampfenden und Knochen nagenden Frauenzähne vor. Bitte danach Hände an der Bluse abwischen – das passt zum Bild.
Jaaaa (sehr gedehnt) … im Dezember empfehle ich Miesmuscheln, wenn Sie schon zeigen wollen, was sie Ihrem Lover noch bieten können, und trotz der Jahreszeit können Sie ihre Schleckerqualitäten immer noch besser an ein paar Austern demonstrieren. Wenn Sie gar keine Schalentiere mögen: Fast jedes Dessert lässt sich lustvoll verspeisen – falls Sie wissen, was ich meine.
Titelbild © 2008 by Charles Haynes.
Bild links: © 2008 by Andrew Mager.