Partnersuche: was, wenn Sie Katholik(in) sind?
Das Merkwürdige zuerst: In Österreich ist man „Migrant“, wenn man EU-Bürger ist. Das entspricht zwar der konservativen Definition, man sei „Migrant“, wenn man von einem Land zum anderen zieht, geht aber am Geist der EU vorbei: Wir sind EU-Inländer, wenn wir uns in Europa bewegen, und keine „Migranten“.
Was macht eine streng katholische Polin, also eine EU-Bürgerin, wenn sie in Österreich einen Mann sucht? Sie meldet sich bei einer „weltlichen“ Partneragentur an, und da lesen wir erneut eine dieser Merkwürdigkeiten: „Sie bekam schließlich einen Mann vermittelt, der zu ihr passen sollte und in der Nähe wohnte.“ Tatsächlich heißen Online-Partnervermittler zwar so, aber sie vermitteln niemanden, wenn man vermitteln als „Makeln“ versteht. Tatsächlich bekommt man Vorschläge, aus denen man wählen kann – und ab diesem Zeitpunkt ist man völlig auch sich selbst gestellt.
Warum die „Heiratsvermittlung für Katholiken“ nun um soviel besser war – darauf vermissen wir die Antworten im Artikel der Autorin Ania Haar für „Die Presse“. Allerdings fand ich hier eine meiner Thesen bestätigt, mit der sich jede und jeder Partnersuchende beschäftigen sollte, bevor sie oder er zum Halali bläst: Werden Sie sich bitte darüber klar, was Sie vom Leben wollen, bevor Sie auch nur ihr erstes Blind Date haben. Diese Schwierigkeit hatte offenbar auch die 31-jährige Polin, von der im Artikel die Rede ist, und in diesem Satz finden wir dann auch die eigentliche Wahrheit: „Die meisten Schwierigkeiten hatte ich mit mir selbst“.
Würde jeder, der jemals bei der Partnersuche auf Schwierigkeiten stieß, diesen Satz über die Lippen bringen, wären wir der Ehrlichkeit einen Schritt näher gekommen.