Advent, Advent, die Einsamkeit brennt
„Einen schönen ersten Advent auch“ – als es mir gestern jemand sagte, dachte ich: Ach, schon Advent? Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Allerdings ist das Weihnachtsgebäck bei der hiesigen Filiale eines deutschen Drogeriemarkts bereits ausverkauft. Ob das typisch für den ersten Advent ist?
Nun bin ich weder Single noch lebe ich nach dem Kalender. Aber ich war im Erwachsenenalter auch gelegentlich Single – und weiß, dass es kaum eine Jahreszeit gibt, die man als Single mehr verflucht als die Adventszeit.
Natürlich könnten Sie jetzt sagen: Na, der Religionsstifter war doch auch Single, oder etwa nicht? Wenn das stimmt, was in Ihren dicken schwarzen Büchern steht dann war er kein einsamer Single, sondern ein Guru, der unter und mit seinen fanatischen Anhägern lebte. Das ist eigentlich kein Single, nicht wahr?
Nein, Singles sind Singles. Im Advent ist so gut wie niemand mehr ein „Swinging Single“, und die Geschichte von den „eigentlich recht glücklichen“ Singles nehme ich kaum jemandem ab. Da reden sich ein paar Leute ihr Leben schön, weil ihnen dies Trost gibt – und sie ihren Alltag ja irgendwie ohne Tränen überstehen müssen.
Man kann jetzt aus vielen Gründen Single sein – besonders bitter ist es für diejenigen, die es gerade geworden sind. Sie sind viel schwerer dran als die Altsingles, die sich ihre Einsamkeit inzwischen schöngeredet haben. Sie haben auch kaum Chancen, jetzt mal auf die Schnelle einen neuen Partner zu finden, nicht mal temporär. Was werden sie tun? Eine Veranstaltung der Caritas besuchen? Wohl eher nicht. Sie werden sich einschließen, Fernsehen, Wein trinken, Kerzen anzünden und hoffen, dass diese blöde Adventszeit endlich vorbei ist. Sie ist allerdings noch lang, und so denke ich: Machen Sie das „Warum eigentlich nicht?“ zu Ihrem Motto für die Adventszeit und amüsieren Sie sich trotzdem. Es lohnt sich nicht, sich wegen der Adventszeit das Leben vermiesen zu lassen – es gibt eine Zeit danach, und für sie lohnt es sich, durchzuhalten und eine Weile mit Kompromissen zu leben.