Partnersuche: Die Gleichheitstheorie ist gescheitert
Reine der wesentlichen Theorien der Homogamie – nämlich dass „gleiche“ (oder wenigstens „ähnliche“) Partner aufgrund psychologisch bestimmbarer Merkmale glücklichere Ehen führen, ist im offenbar nun endgültig gescheitert.
Dies deutete sich schon vor vielen Jahren an. Kritische Psychoanalytiker, insbesondere Familientherapeuten, haben die Behauptung, aufgrund psychologischer Faktoren, wie sie in den „Big Five“ verwendet werden, die richtige Partnerwahl zu treffen, schon seit Jahrzehnten kritisiert. Doch erst in den letzten Jahren wiesen mehr und mehr namhafte Wissenschaftler drauf hin, dass man sich hier leichtfertig ein Fantasiegebilde zusammengebaut hatte, das der Praxis nicht standhält.
Die Gleichheitsidee wurde besonders von eHarmony vertreten, die inzwischen – zumindest was den britischen Markt betrifft – auch schon wieder etwas zurückgerudert sind. Die Idee wurde anschleißend in so gut wie alle Online-Partnervermittlungen weltweit kopiert, wobei immer andere Wissenschaftler als „Aushängeschilder“ herhalten mussten. Insbesondere wurde Carl Gustav Jung strapaziert, der zwar nicht mit den „Big Five“, aber mit Myers-Briggs in Verbindung gebracht wurde. Myers-Briggs ist ein weiteres Verfahren zur Ermittlung von Persönlichkeitswerten, aber keinesfalls ein Matchingverfahren. (Die Liebepur schrieb über Details).
Nun aber ist das Verfahren offenbar endgültig im Eimer – auch wissenschaftlich. Nachdem bereits der bekannte deutsche Professor Hassebrauck feststellte, dass sich Ähnlichkeit von Persönlichkeiten nur gering – wenn überhaupt – auf die Qualität der Paarbeziehung auswirke, geht nun seine Kollegin, die New Yorker Professorin Portia Dyrenforth, die über 11.000 verheiratetet Paare auf die Bedingungen der „Big Five“ untersuchte.
Sie berichtete, dass sie keinerlei signifikaten Beweise dafür finden konnte, dass Menschen mit den gleichen Werten für Offenheit, Extravertiertheit oder den anderen angeblich wichtigen Werten der „Big Five“ zufriedener mit ihren Beziehungen wären als solche mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Diese neuen Forschungsergebnisse dürften auch die letzten Befürworter von Big-Five-basierten Partnerübereinstimmungstest überzeugen, dass ihre Verfahren ungeeignet sind. Soweit die Unternehmen Ihre ursprünglichen Matchingverfahren inzwischen modifiziert haben, ist die Gefahr gering, durch die Tests an den „Falschen zu geraten“. Mir persönlich ist allerdings nur ein Unternehmen bekannt, das klar und eindeutig gesagt hat, dass ein Team zur Modifikation der Matching–Algorithmen besteht und dass tatsächlich ständig an den Matchingverfahren gearbeitet würde – alle anderen halten sich so bedeckt, dass anzunehmen ist, sie würden sich darüber kaum Gedanken machen.
Quellen: Washington Post via Online Personal Watch
Weitere Quellen: Manfred Hassebrauck: Alles über die Liebe, Seite 132