Die Woche in Dating: Geld, Ideen und Seitensprünge
Eigentlich sollte das Highlight diese Woche ja der Artikel im SPIEGEL werden, in dem es darum geht, warum Männer immer noch zu viel von Frauen erwarten (und Männer von Frauen), doch das Titelthema war eine derart dünne Suppe, dass die Inhalte bestenfalls zur Unterhaltung bei Kaffeekränzchen taugten. Dennoch habe ich versucht, etwas daraus zu gewinnen. Was das mit einer Ratte zu tun hat, lesen Sie hier.
Bei den Partneragenturen ging es wieder einmal nicht um die Sache selbst, sondern um einen bekannten Pferdefuß: die fehlende Preistransparenz und die berühmte „Abofalle“. Den Ball hatte das be2 Blog eingeworfen – wie ich meine, etwas selbstgefällig. Denn das Thema „Abofalle“ bleibt auch bei der ständigen Schönfärberei ein absolutes Ärgernis. Jaaaa … werden Sie sagen, aber das machen doch alle … richtig, sogar partner.de macht es wieder. Die Frage ist allerdings, wann und wie man auf Preise und AGB hingewiesen wird, und ob die Kündigung in der gleichen Weise möglich ist wie die Anmeldung.
Die Frage, ob man mit Geld oder Ideen den Markt der Online-Partneragenturen erobern kann, ist neu aufgeflammt: Die meisten (auch die „Spätgründungen) haben es zuerst mit Ideen versucht und dann Geld nachgeschoben – bis eDarling kam. Das allerdings legt die Latte sehr, sehr hoch. Wer hat schon über 10 Millionen Euro allein für Werbung – und wie wird die Zukunft einer Branche aussehen, der nach und nach die Ideen ausgehen, die aber immer mehr Geld braucht, um Kunden werben zu können?
Die Liebepur, die Liebeszeitung und selbstverständlich auch die offizielle Presse beschäftigen sich derzeit mit den armen, armen Akademikerinnen über 35, die am Markt keinen Mann mehr finden. Da rede ich Tacheles: Das Beste ist, sie sagen öffentlich, dass sie etwas falsch gemacht haben, und raten ihren jüngeren Schwestern im Geiste, sich die Männer bis 30 zu sichern – je früher, desto besser.
Im Vereinigten Königreich hat man sogar 10 Millionen Pfund für eine Nischenagentur spendiert, bei der es um alles außer festen Beziehungen geht – oder vielleicht sogar inklusive fester Beziehungen, so genau weiß man es ja nie. Besonders spektakulär ist dabei eine Neugründung, die allen Bi-Aktiven und Bi-neugierigen Frauen, aber auch traditionellen Anhängerinnen der Sappho, Online-Kontakte „im Vorübergehen“ ermöglicht.
Die Überbewertung der Evolution leitet einen kleinen Artikel von mir ein, dessen Anlass ein sehr ausführlicher Bericht in der FAZ war. Ausgesprochen lesenswert, weil in diesem Artikel pragmatische Aspekte bevorzugt werden – wir paaren und schließlich nicht nach den Regeln der Steinzeit. Insbesondere wird deutlich, dass Menschen (jedenfalls derzeit) keine Seitensprünge benötigen.
Apropos Seitensprünge: Frauen haben andere Ausreden dafür als Männer, und wenn Frauen die Lust überfüllt, dann gehen sie nicht ins Bordell, sondern bieten sich auf Casual-Dating-Märkten an. Ob das moralischer ist? Ich bezweifle es.
Die „Wissenschaftler“, die noch vor fünf Jahren so gut wie einhellig behaupteten, sie hätten den Stein der Wiesen mit „Gleich und Gleich“ gefunden, müssen um ihre Flotte fürchten: Der Beschuss mit der Wahrheit führt langsam zum Sinken dieser Auffassung. Das jedenfalls geht aus fast allen neueren Untersuchungen hervor: Ja, eine gewisse Gleichheit, das sagen auch die Gegner, würde nicht schaden – aber das rechtfertigte nicht das dumme Geschwätz von der Gleichheit der Persönlichkeitsmerkmale.
„Flirtstile“ waren der Forschungsgegenstand eine gewissen Jeffrey Hall – und der wollte genau wissen, fünf solcher Stile erkannt und katalogisiert zu haben. Oh Leuchte der Wissenschaft! Das hat er doch tatsächlich fünf Schuhkartons gefunden, um einen dynamischen Prozess in den Abgrund der „Anmache“ zu ziehen. Mann, oh Mann! Paul Watzlawick würde sich wohl im Grab umdrehen, wenn er diesen populistischen Blödsinn lesen könnte.
PARSHIP brachte diese Woche das schlechte Benehmen als Grund für die Ablehnung ins Spiel – aber auch Tätowierungen waren offenbar nicht sehr gefragt – nun, darüber lesen Sie hier.
Was bleibt mir zu berichten? Ah, flirten mit Margarinebildern, oder besser gesagt mit einem Flirtalbum. Es hat lange gedauert, bis ich den Sinn begriffen hatte, weil ich es einfach nicht glauben wollte, dass man solche Ideen tatsächlich vertreten kann – und dann habe ich diesen Artikel geschrieben.
Wieder einmal kam „Web 2.0“ aka „Soziale Netzwerke“ negativ in die Presse – es wird nicht das letzte Mal sein. Wer seine Kunden für die Inhalte verantwortlich macht, verliert die Verantwortung für die daraus entstehenden Folgen. Das war zwar diesmal etwas anders, aber sich immer nur auf „Irrtümer“ zu berufen, bringt uns auch nicht weiter.
Ich wünsche mir, dass Sie sich kräftig inspiriert fühlen von dem, was ich schreibe und sage Ihnen, dass sie mich gerne zitieren dürfen, wenn Sie auf den Artikel in der Liebepur verlinken. Ich selbst stecke bis zum Hals in Arbeit – so kann es einem gehen, wenn man leichtfertig verspricht, Termine zu halten.