Früher war alles anders – vor allem schlechter für Frauen
Es handelt sich zwar um eine Glosse, und wir wollen hier dem „Hamburger Abendblatt“ ja nicht zu nahe treten. Aber mich sticht es immer, wenn jemand – sei es in einer Glosse oder nicht – die gute, alte Zeit verherrlicht.
Das klingt dann so: „Früher mussten sich die Männer anstrengen, um eine Frau zu finden“. Da ist das Wort: „früher“ … wenn denn nun „früher“? In der Blütezeit des Bürgertums, etwa bis zum Ende des 19. Jahrhunderts? Da mussten sich die Väter mit viel Geld bemühen, ihre Töchter an den Mann zu bringen – denn über die Heiratsmöglichkeiten der Tochter entschied die Höhe der väterlichen Mitgift. Oder wie war es auf dem buchstäblich ausgebluteten Partnermarkt nach 1917 oder 1945? Wer, bitte schön, musste sich da „anstrengen“ um einen Partner zu finden?
Erst in der Jetztzeit müssen sich Männer wirklich anstrengen, um eine Partnerin zu finden, und das tun sie auch nach Kräften. Heute kann es sehr schwierig für einen Mann sein – denn zwar ist das Angebot an Frauen quantitativ völlig ausreichend, aber diese Frauen setzen die Hürden für Partnerschaften auch sehr hoch. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass der Mann lange suchen und dabei manche Rückschläge in Kauf nehmen muss.