Früher war alles so schön für Frauen – oder doch nicht?
Hätte es nicht eine Pressemitteilung von FrausuchtMann.org gegeben, hätte mich die neue Webseite nie interessiert – woran man mal wieder sehen kann, wie interessant Pressemitteilungen sind.
„Das neue Portal“ wie es sich nennt, will vor allem Frauen gute Tipps geben, wie man Partner suchen und finden kann, was ich im Prinzip recht löblich finden – aber dann sollte man auch gleich sagen, welche. So geheimnisvoll ist die Online-Welt ja nun nicht, dass derartige Tipps nicht auch anderwärts stehen würden, und Bücher gibt es mehr, als uns je lieb sein kann.
Auf der Webseite selbst lese ich dann, dass früher alles für Frauen viel schöner war, weil „die Menschen nicht so urbanisiert lebten“ wie heutzutage – es wäre natürlich sinnvoll gewesen, hier nicht „früher“ zu schreiben, sondern wann – und weil Geschichte nicht jedermanns Sache ist, hätte man ja mal bei Wikipedia vorbeigucken können, wann die Urbanisierung in Deutschland begann – ab 1850.
So, und nun hätte man ja mal nachsehen können, wie denn die Aussichten für eine Bürgertochter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren (und ebenfalls zuvor, und sicher auch noch mindestens bei 1914). Dann wäre man sicher nicht auf diesen Gedanken gekommen:
Einer Dame wurde von vielen Verehren der Hof gemacht, so dass sie sich nur noch zwischen ihnen entscheiden musste.
Aha – da muss ich doch mal etwas einwenden: vorausgesetzt, der Herr Papa konnte die Mitgift bezahlen, und weil wir gerade bei Einwänden sind: Töchter konnten nur ganz, ganz selten wählen. Der Handel um die Tochter wurde von den Eltern respektive den Brauteltern und dem neuen Ehemann ausgemacht – die Tochter musste nur noch formal einwilligen.
Textzitat von „Frausuchtmann.org“