Diese Woche in Dating – Verpasstes, Verpatztes und Erlebtes
Unseren vierten Geburtstag am 15. September dieses Jahres habe ich nicht etwa verschlafen, sondern einfach nicht gefeiert. Übrigens hat unser nettes kleines Magazin inzwischen 985 Seiten und es enthält 4921 Einträge, was einem ungefähren Wert von 50.000 Euro entspricht. Dank ihrer Mithilfe sind wir inzwischen bei Zugriffzahlen angelangt, nach denen sich mancher alle zehn Finger lecken würde – und dies trotz unseres Mottos, ehrlich und wahrhaftig zu sein und vor allem keine bezahlten Beiträge zu veröffentlichen. Ich persönlich habe den vierten Geburtstag so verbracht: Eine Dame hat mit Gewalt meinen Kopf gehalten und mein rechtes Auge weit aufgerissen, während eine andere mich mit Lichtblitzen gefoltert hat. Doch keine Angst, ich bin nicht Opfer irgendwelcher Dominas geworden, sondern war bei einer etwas komplizierten Augenuntersuchung.
Soweit das Persönliche und der Geburtstag des Magazins. Diese Woche begann, vorgezogen auf den Samstag, mit Kamelen, die durch die Gegend trampeln und versuchen, das Dating kaputtzureden. Übrigens: Wissen ist macht und nichts wissen macht nichts, jedenfalls habe ich diesen Eindruck bei vielen Bloggern, die sich über „Probleme“ beim Dating auszulassen. Ich habe den Eindruck, diese Leute wissen weder, was „Dating“ ist, noch was „Probleme“ sind. – beides können sie bei mir lernen. Über Probleme und Problemlösungen habe ich vor Jahrzehnten schon im ehrwürdigen Tübingen (nicht an der Uni) doziert und mit Dating beschäftige ich mich seit vierzig Jahren (mit Unterbrechungen, versteht sich).
Neues von eHarmony, eDarling und PlentyofFish
Probleme scheint auch PlentyOfFish zu haben, dessen Gründer Markus Frind fremdes Territorium betreten will: Offenbar glaubt er, eHarmony Konkurrenz machen zu können. Bei allem Respekt vor dem Kanadier: Dazu gehört ein anderes Kaliber, als ein paar Millionen Fische im See herumschwimmen zu lassen. Apropos eHarmony: eDarling ist inzwischen seitens der US-Amerikaner fest in das Netz von eHarmony eingebunden – und sehr überraschend war, was eHarmony über eDarling schrieb – na, lesen Sie bitte selber in meinem ausführlichen Artikel. Der deutschen Wirtschaftspresse ist dies alles entweder völlig schnuppe oder total entgangen, obwohl es erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben könnte. Vor allem die Tatsache, dass die beiden Hauptkonkurrenten von eDarling immer noch recht europaresistent sind, eDarling aber nicht, könnte zu Verschiebungen bei der von allen vier großen Unternehmen (Parship, ElitePartner, eDarling und Meetic) angestrebten Marktführerschaft führen. Insbesondere ElitePartner setzt nach meinem Erkenntnisstand völlig einseitig auf den deutschsprachigen Markt.
Einen ganz anderen Markt will man offenbar mit den Zuckerjungs erreichen. Fesche, knackige Kerlchen für Tisch und Bett reifer Damen – so ungefähr hat man sich das wohl vorgestellt. Fragt sich nur, ob die Damen auch wirklich bereit sind, die feschen Jungs zu treffen und dann möglicherweise zu sponsern.
Dating ist nichts für Angsthasen
Einer der Artikel, die ich Ihnen wärmstens empfehle: Dating ist nichts für Angsthasen.. Dazu steht übrigens auch noch etwas in der Liebeszeitung. Ich bin ehrlich gesagt etwas besorgt, wie man bei all den angeblichen Sicherheitsrisiken beim Dating überhaupt noch unbefangen gegenüber einem Menschen verhalten soll, der ja nichts weiter will, als zu prüfen, ob man zueinanderpassen könnte. Hier sei noch einmal gesagt: Wer sich beim Date nicht mindestens so offen gibt wie bei der Bewerbung für eine Sekretärinnenstelle, der wird Schwierigkeiten haben, überhaupt ernst genommen zu werden. Ja, ich kenne die Empörung, die jetzt bei Ihnen aufkommt, meine Damen – setzen sie dann bitte an die Stelle der Sekretärin die Stelle einer Finanzchefin.
Dating – heiter oder eher entsetzlich?
An der Grenze zwischen Heiterkeit und Entsetzen hat mich eine Pressemitteilung von ElitePartner gebracht: Deutschen macht das Dating angeblich wenig Spaß. Klar und Klipp, ihr angeblichen Zweidrittel-Mehrheits-Deutschen: Wenn es euch keinen Spaß macht, dann lasst bitte euer Pfoten weg. Ihr vermiest damit auch noch dem restlichen fröhlichen Drittel die Freude daran. Allerdings ist, wie immer, dies zu erwähnen: Solche Umfragen haben denjenigen Wahrheitsgehalt, den derartige Umfragen üblicherweise haben. Darauf dürfen Sie sich gerne selber Ihren Reim machen.
Auch problematisch scheint es für die Schweden zu sein, sich mit den „härteren Bandagen“ in der Liebe auseinanderzusetzen. Dort diskutiert man gerade darüber, wann und wie man das Recht hat, sich ganz in die Hände eines anderen Menschen zu begeben, um besondere Formen sexueller Praktiken auszuüben.
Positives über die Wissenschaft und Manfred Hassebrauck
Ein kurzer Blick in die Welt der Wissenschaft: Professor Hassebrauck sagte in einem Blog etwas über den Partnermarkt und Frauen ab 40, was sehr interessant war, und ich habe endlich sein Buch gelesen. Was ich davon halte, nämlich sehr viel, lesen Sie hier in meinem Beitrag „Die Wissenschaft von der Liebe – Sinn und Unsinn„.
Übrigens nehmen Briten die Wissenschaften manchmal von der leichten Seite – und so kommt es, dass eine bekannte Wissenschaftlerin und Bloggerin im Vereinigten Königreich über die „Kunst des Anbaggerns“ referierte.
Humor und was die Welt nicht braucht
Eher in die „Was-die-Welt-nicht-braucht-Sparte“ gehört „Wings“, eine Applikation, die angeblich Wunderdinge für das Dating aus dem Netz saugen kann. Man muss schon ziemlich technikverbohrt sein, um den Unfug zu glauben, der dort behauptet wird.
Ob Spontansex Beziehungen fördert oder eher verhindert? Da will die Wissenschaft in Zukunft etwas mitreden. Sie hat natürlich auch schon etwas festgestellt – ob es hilfreich für Damen ist, wird allerdings bezweifelt und dazu: Wer so blöd ist, anzunehmen, dass Sex in der ersten Nacht über das Wohl und Wehe einer Beziehung entscheidet, der glaubt auch, dass man vom Küssen Kinder bekommt oder dass man ab dem dreizehnten Partner so verdorben, durchtrieben oder einfach abgenervt ist, eine anständige Frau zu werden und zu heiraten.
Anmachsprüche waren auch mal wieder dran – und mal ganz ehrlich, Freundinnen und Freunde: jeder Bericht über Flirtsprüche, wirkungsvolle oder wirkungslose, hat Boulevardniveau. Ich habe da mal ein bisschen was ausgelagert in einen speziellen Müllcontainer, den Ina verwaltet. Zum Beispiel „Kein Duo mit Udo“ – möglicherweise erscheint dort in Zukunft noch mehr Datenmüll aus dem Datingumfeld. In den Müll gehört eigentlich auch das Wort „Porno Chic“ – und zwar völlig unabhängig davon, wie schnell es unsere sensationsgeile „seriöse“ Presse mal wieder verbreitet.
Am Ende habe ich doch noch etwas über die VENUS geschrieben: Wie Frauen aufgefordert werden, auf die Erotikmesse zu kommen, aber auf dem entsprechenden Bild der Werbeagentur kaum zu sehen sind.
Die Liebepur auf Englisch
Neu bei mir: Sporadisch wird hier wieder in Englisch geschrieben (Allgebrauchsenglisch skandinavischen Stils, wie meine Kritiker immer sagen), zum Beispiel über das „Dating Pledge“ oder über die Unlust der Deutschen am Dating. Auch ein Artikel über PlentyOfFish war dabei – und über die deutschen „Toybys“ für Damen.
Nun – wünschen Sie doch der Liebepur, wenn Sie mögen, noch ein wundervolles neues Jahr – das fünfte in einem aufregenden Magazinleben. Ich verspreche, noch ein Jahr für Sie weiterzuschreiben und bitte Sie, mich dabei nach Kräften zu unterstützen, denn leicht ist es sicher nicht, Ihnen jede Woche das Neueste und Kurioseste aus der Welt des Dating zu vermitteln und dabei noch den Humor zu behalten.