Wings: Wundermaschine oder nettes Spielzeug?
Wer einmal mit sogenannter „künstlicher Intelligenz“ gearbeitet hat, kennt den Unterschied zwischen der großen Verblüffung, die man damit erreichen kann und den schwachen Resultaten, die sich damit tatsächlich erzielen lassen.
Also: Was ist Wings? Eine Maschine, die aus angeblichen „Brotkrumen“, die Menschen im Internet hinterlassen, Übereinstimmungen von potenziellen Partnern errechnen will. Das Problem daran ist nun, dass relativ wenige Menschen genügend „Brotkrumen“ hinterlassen und dass selbst diese noch wenig verlässlich sind.
Nachdem ich den Artikel “Data-Mining für die Liebe“ in der „Technologie Review“ gelesen habe, konnte ich nur höhnisch auflachen: Die Daten, die da „ermittelt“ werden, reichen hinten und vorne nicht: Sie reduzieren sich im Grunde genommen auf das, was auch die primitivsten Singlebörsen behaupten: Aufgrund von Hobbys, Film- und Musikgeschmack sowie Essengewohnheiten Gemeinsamkeiten feststellen zu können.
Im Grunde ist es beschämend, das um Wings solch ein Wirbel gemacht wird – es muss wohl die Facebook- und Twittergläubigkeit sein, die einzelne Redaktion veranlasst, tatsächlich zu schreiben, dass sich „Data-Mining“ auf die Partnersuche anwenden lässt. In Wahrheit ist das Ganze ein Online-Gesellschaftsspiel, das unter anderem auch mit Daten aus sozialen Netzwerken jongliert, aber keine neue Form der Partnersuche. Mir persönlich kommt die sogenannte Gründerszene inzwischen so vor, wie die Goldmacher an den alten Fürstenhöfen: Im Produzieren von Gold sind sie Nieten im Produzieren von Illusionen aber Koryphäen.
Immerhin war die Technologie Review so fair, auf die Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Andere werden es voraussichtlich wieder einmal nicht tun und ihre Leser im Glauben lassen, eine neue Wundermaschine des Data Mining sei zum Nutzen der Partnersuchenden erfunden worden.
