Partnersuche: Das Leben ist nichts für Angsthasen
Gerade kam mir eine offenbar recht neue Online-Publikation in die Hände, in der inzwischen mehrere (recht lange) Artikel über die persönliche Motivation erscheinen. Der Blogtitel ist zunächst etwas merkwürdig: „Das Leben ist nichts für Angsthasen“. Autorin und Blog-Inhaberin ist Cynthia Occelli. Ihre Artikel, so sagte sie Blog Catalog, beruhten auf eigenen Erfahrungen, und besonders dieser Satz ließ mich aufhorchen:
Nichts ist entmutigender, als zu erfahren, dass man von einer Person beraten wird, die niemals wirklich erlebt hat, was sie predigt.
Ich denke, dies gilt für unsere Beraterinnen und Berater im Bereich der Partnersuche und zwar sowohl im Bereich des Datings allgemein wie auch im Bereich des Online-Datings. Bevor ich nun aber Beifall von der falschen Seite bekomme: Menschen, die entweder nur über eigene Erfahrungen verfügen oder bewusst nach ganz bestimmten Freundeskreisen suchen, in denen man ausschließlich negative Erfahrungen mit dem Dating hat, sind genauso ungeeignet als Beraterinnen und Berater.
Gute Berater sind keine „kaltschnäuzigen Experten“, sondern „fröhliche Kenner“. Ich möchte Ihnen ausnahmsweise einmal meine eigene Vorgehensweise vorstellen, wenn ich mit einem Bericht über ein fehlgeschlagene Date konfrontiert werde:
Ich habe mich stets gefragt:
1. Hast du dergleichen schon erlebt?
2. Wenn nicht, liegt dies innerhalb deiner Vorstellungswelt?
3. Wenn es nicht innerhalb deiner Vorstellungswelt existiert, kennst du jemanden, in dessen Welt dies möglich ist?
4. Bieten die allgemein anerkannten Regeln menschlichen Miteinanders eine Erklärung dafür?
5. Ist es wissenschaftlich denkbar, und zwar (in dieser Reihenfolge) mathematisch, kommunikationswissenschaftlich, kybernetisch oder ganz allgemein psychologisch oder soziologisch?
In den meisten Fällen komme ich bereits im vierten Schritt zu einem Ergebnis.
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen noch einen Konflikt nennen, der sehr häufig bei Menschen auftritt, die sich auf Partnersuche begeben:
Angst vor Veränderungen bedeutet Scheitern bei der Partnersuche
Viele Menschen scheitern an der Partnersuche, weil sie eine heimliche Furcht davor haben, ihr Leben tatsächlich zu verändern. Das Leben, wie es jetzt ist, mag diesen Menschen öde und lustlos erscheinen, und sie mögen durchaus darunter leiden. Aber der Schritt von „unter etwas zu leiden“ zu „etwas wirklich verändern zu wollen“ ist zum Teil riesig groß – so groß, dass sie ihn zunächst gar nicht bewältigen können.
Normalerweise führt dies dazu, nichts zu verändern, getreu dem Motto:
Mein eigenes Leben mag unerträglich sein, aber ich fürchte mich vor dem besseren Leben, weil es unbekannt ist – und das Unbekannte ängstigt mich.
Nun aber kommen die Internet-Verführungen dazu: „Wenn es so einfach ist, wie die Leute schreiben, dann versuche ich es auch.“ Dieser Schritt endet dann zumeist mit der Mitgliedschaft in einer Singlebörse. Doch vor jedem Kontakt und während jedes Kontakts taucht nun wieder die Frage auf: „Ja, da müsste ich ja in ein neues, unbekanntes Leben hinein, und das macht mir Angst“.
Angst vor Veränderungen – den Konflikt erkennen und lösen
Schön wäre, wenn diese „Angsthasen“ den Konflikt überhaupt erkennen würden und alles dafür einsetzen würden, ihn zu lösen – sei es allein oder mit fremder Hilfe. Das tun sie aber zum größten Teil leider nicht. Stattdessen wandeln sie die Angst vor der eigenen Veränderung in Argumente oder gar in Angriffe um. Dann „kann man im Internet keine Frauen/Männer finden“ oder die „Frauen sind alle Schlampen und die Männer alle Dreckschweine, die nur Sex wollen“.
So wird die Angst zulasten anderer abgebaut – das mag persönlich einen Moment lang Befriedigung geben, schadet aber am Ende uns allen – und selbstverständlich auch den Betroffen selber.
