Die Woche: Datingexperten, Bücher, Kompetenz und Presse
Die eigentliche Woche beginnt bei mir am Montag, und das war (erinnern Sie sich noch?) die Schlammschlacht um Kachelmann angesagt – sie fand allerdings noch nicht statt, weil der Prozess vertagt wurde. Aber keine Angst – ich gehe auf die Beiträge vom Wochenende auch noch ein.
Kommen wir erst einmal zum Positiven, nämlich zur Liebepur. Dieses Magazin gab Ihnen auch diese Woche wieder sinnreiche Tipps und Informationen – zum Beispiel unser Artikel zu den Ursachen des Misserfolgs beim Dating. Er enthält fünf der geheimsten Möglichkeiten, die Scharten auszuwetzen und wieder erfolgreich zu Daten. Möglich, dass Sie sich auch für diesen Artikel interessieren, wenn Sie eine Frau sind und über 40. Dann können Sie durchaus sexy sein, aber eben ein wenig anders. Zudem beschäftigten wir uns hier diese Woche mit dem angeblich so schrecklich „Neuen“ am Online-Dating. An einem anderen Ort hatte ich schon daran gezweifelt, ob wir Deutschen wirklich Nachhilfe beim Dating brauchen oder lieber etwas mehr Verständnis füreinander. Wie Sie sicherlich wissen, halte ich die auch hierzulande propagierte US-amerikanische Datingkultur für einen schlechten Witz, aber nicht für ein Vorbild.
Die Presse, ach ja, die Presse – besonders dusselig war diese Woche die Berichterstattung mancher Presseorgane über den Unterschied beim Bildungsstand der Paare. Offenbar glaubten ein paar Redakteure, mal irgendetwas aus ihrem Zettelkasten an eine Meldung des (deutschen) Statistisches Bundesamts anhängen zu müssen.
Der Aufreger der Woche war freilich ein gewisser Sarrazin. Wie schön, wenn Presse , Wirtschaft und Regierung dafür sorgen, das seine Polemik noch populärer wird, als es ohnehin schon war. Der Verlag wird sich freuen – kein weiterer Kommentar, nur dies: Integration bedeutet auch, dass Europäer untereinander heiraten.
Bücher über Dating kommen immer schillernder daher: Die eine braucht eine Schamanin, um 51 Dates zu haben, die andere hält Männer für Wichte, und die Letzte im Bunde verspricht den Frauen, ihren Mann in 90 Tagen zu angeln. Dabei habe ich noch die Übrigen vergessen, die Sie ja sicherlich in Massen in vorausgegangenen Artikel wiederfinden. Nur so am Rande: Mancher weiß nicht einmal, welche Bücher er im Angebot hat, macht aber dennoch Werbung dafür. Je mehr der Dating-Machwerke ich zu sehen bekomme, um so mehr sage ich: Datingexperten? Irgendwie kann ich da nicht einmal mehr lächeln, aber immerhin habe ich die mir bekannten Datingexperten einmal in einem Artikel zusammengefasst. Wenn Sie nicht dabei waren – schreiben Sie mir einfach.
Kompetenz ist ohnehin fragwürdig. In der Liebe fühlen sich ja immer alle kompetent, die sich daran erinnern können, schon mal geliebt zu haben: Von der honorigen Professorin, die den Campus allerdings selten zu verlassen scheint und über das „erste Mal“ forscht, bis hin zu BILD. Letztere berichtete über unterschiedliche Sichtweisen in der Liebe und eine Dame sich als Opfer fühlte, aber liebes Mädchen: Beim nächsten Mann wird alles wieder genauso.
Apropos Geschlechterkampf: Männer sind Sinnbilder des Erfolgs, Frauen Sinnbilder des Geschlechtsverkehrs. Das kann man wahrscheinlich ein paar US-Amerikanern in der Provinz verkaufen – die glauben so etwas vermutlich noch. Vor allem, wenn sie Protestanten sind. Eine Diffamierung? Nun, mit ihrem Wortverständnis und ihren Schreibfähigkeiten soll es nicht wie her sein, will OK-Cupid festgestellt haben – hier lesen Sie, was das alles mit Sushi zu tun hat. Überhaupt, die USA: Da wollen Saubermänner mithilfe der Öffentlichkeit dafür sorgen dass Huren nicht mehr in Online-Anzeigenblättern annoncieren dürfen – und es scheint ihnen zu gelingen.
Liebes-Scammer werden immer frecher: Woher sie die Adresse haben, an die sie gezielt diese Email absetzten, wird noch untersucht – klar ist aber jetzt schon, dass es sich dabei nicht um eines der üblichen Massen-E-Mail nach dem Schrotschussprinzip handelt. Kriminelle haben es ohnehin zu Zeiten des Internets immer leichter: hier ein Erpressungsversuch mit SMS. Die Dunkelziffer? Fragen Sie mich nicht. Ich bin der Überzeugung, dass die meisten Erpressungen mit Liebe und Sex gar nicht angezeigt werden.
Aus der Branche war nicht viel zu hören, es sei denn, man nimmt ein paar Dinge mit Humor: Die Unterscheidung zwischen „suchen“ und „finden“ fällt offenbar schwer – und um das Suchen geht es auch in der Liebeszeitung“, die sich heute ebenfalls dem Thema „Suchen und Finden“ widmet.
Bei der Spaßfraktion war wilder Schwiegertochter-Sex nach Art des Privatfernsehens angesagt, und eine große deutsche Partneragentur wusste dann auch noch etwas über Zicken und Vamps, und irgendwie passt dazu auch der von der Revolverpresse ausgeschlachtete angebliche Seitensprung eines Fußballers, den wir gleich zwei Mal aufs Korn genommen haben: Einmal mit Schweizer Sex, der genauso mies sein soll wie Schweizer Humor, und einmal mit chinesischem Humor, der genau so gut ist wie englischer Sex – machen Sie sich selbst den Reim drauf. Auch die Geheimhaltung der Vaterschaft buchen wir unter „Humor“ – warum, können Sie selbst nachlesen.
Beinahe hätte ich dies vergessen: Ich habe ein abgrundtiefes Misstrauen gegenüber Firmen, die auf meine Nachfragen nicht antworten oder versuchen, mich mit Ausreden abzuspeisen. Ich gehe dann mal einfach davon aus, dass die Aussagen, die in den Pressemitteilungen und PR-Aktionen gemacht wurden, so fragwürdig sind, dass man sich schämt. Sollte es anders sein – es besteht jederzeit die Möglichkeit zum Dialog.
Auch dies hätte ich beinahe vergessen: Irgendwann demnächst haben wir Geburtstag, und außerdem ein Jubiläum: Unser tausendste Seite wird erscheinen, und das bedeutet auch, dass wir bald den fünftausendsten Artikel veröffentlichen werden. Unser Zugriffe liegen weit über denen, die bei deutschen Blogs oder gar gebloggten Fachzeitschriften üblich sind – na, und was könnte das bedeuten? Richtig – ich möchte Sie anregen, diese Seite zu sponsern.
Aber erst einmal – bis zur nächsten Woche.