Frauen sind rücksichtslose Schlampen – oder auch nicht
Wir freuen uns hier bei der Liebepur immer, wenn Wissenschaftler (oder Leute, die das Etikett tragen) mal wieder was „festgestellt“ haben, und wir geben gerne zu, dass die Überschrift eine Interpretation der Schlagzeile der „Riverfront Times“ ist. Der Artikel freilich datiert vom 13. August 2009 – und warum ich überhaupt wage, Ihnen solchen alten Käse aufs Auge zu drücken: der zweite Aufguss der Studie erschien heute (3. September 2010) auf „FitforFun“ unter dem Titel „Frauen wollen gebundene Männer“.
Die Studie selbst wurde übrigens am 22. Januar 2009 der Redaktion des „Journal of Experimental Social Psychology“ übermittelt und ist seit dem 3. Mai 2009 Online. Soviel zur Aktualität.
Zum Inhalt: Anhand der Studie, die an 184 Studentinnen und Studenten der Universität des Staates Oklahoma (USA) vorgenommen wurde, zeigte sich eine auffällige Tendenz von Singlefrauen, verheiratete Männer zu bevorzugen. Die Versuchsanordnung wurde in der Art einer Singlebörse durchgeführt: Zusätzlich zu den bei solchen Studien üblichen Fotos gab man den Studentinnen und Studenten den Familienstand der Personen bekannt, und siehe: Bei den Studentinnen, die nicht in Beziehungen lebten, punktet ganz klar die als verheiratet deklarierten Männer.
Das Resultat war nach Ansicht der Forscherinnen eindeutig: Nur die Single-Frauen waren interessierter an einem gebundenen Partner, während dies bei allen andren (gebundene Frauen, beide Gruppen von Männern) nicht zutraf. Die Prozentzahlen sind hier relativ unbedeutend, weil nur 35 der Studentinnen Single waren – aus dieser Anzahl zutreffende Forschungsergebnisse in Prozenten abzuleiten, ist Leichtsinn – und das ist noch sehr zurückhaltend ausgedrückt.
Die Bedeutung der Studie? Was bitte sollen wir von einer Studie halten, die unter Laborbedingungen durchgeführt wurde? Welche der Frauen hätte unter echten Lebensbedingungen bei einer Singlelbörse den verheiraten Mann gewählt? Und wie hätten sich Nicht-Studentinnen verhalten?
Solche Fragen interessieren Forscher nicht die Bohne. Sie sind zufrieden, wenn sie ihre Mindestkriterien an wissenschaftliche Arbeit erfüllt haben, und ihre Forschungsergebnisse veröffentlicht wurden: Dann können sie sich einreden, etwa Bedeutsames für die Menschheit getan zu haben.
Aber es sind eigentlich gar nicht die Forscher, die anzugreifen wären, sondern ein tumber Journalismus, der diese Ergebnisse an die Öffentlichkeit zerrt und ihnen deshalb eine Bedeutung gibt, die dieser Art von „Forschung“ gar nicht zusteht. Und wie man sieht, kommt dann nach einigem journalistischen Herumdoktern einmal heraus, dass alle Frauen Schlampen sind, und ein andermal, dass Beziehungen für Frauen ein „Gütesiegel“ seien und es auch im Tierreich vorkomme, dass den Geschlechtsgenossinnen Partner ausgespannt würden.
Die praktische Bedeutung der Forschung? Ach, fragen Sie doch bitte die Forscherinnen – und nicht mich.
Zur Studie (Originaltext, PDF)