Wie viel Sex haben eigentlich Handy-Benutzer?
Das iPhone macht angeblich sexy – wer das behauptet, muss schon dreifach mit dem Dummbeutel geschlagen worden sein. Wer aber so weit geht, zu behaupten, dass iPhone-Benutzer doppelt so viel Sex haben wie Andoid-Benutzer, der kann nur eins im Sinn haben – Skandalmeldungen in die Presse zu setzen. Außerdem ist daran etwas wahrhaftig Entlarvendes – doch davon später.
Fragt sich, woher die Daten kommen – und sieh mal einer an, sie werden den unbearbeiteten Fotos einer US-amerikanischen Partnerbörse entnommen, nämlich OK Cupid. Die Herrschaften dort stellten also fest, mit welchem Handy ein Foto gemacht wurde, wobei natürlich sofort eins auffällt: Nicht jeder wird seine Fotos mit dem Handy aufnehmen, und kluge Leute bearbeiten Fotos nach. Zudem stammen die Zahlen von einem beziehungsweise einer 30-Jähigen. Wer genau hinguckt, dem fällt auf, dass iPhone Benutzer dabei ausgesprochene Spätentwickler sein müssen: Haben sie mit 22 noch unter vier Sexkontakte, so sind es mit 27 plötzlich gegen zehn – so weit zu den Statistiken.
Der gesamte Test beruht also auf Fotoauswertungen (angeblich von einer halben Million Anwendern) und einem nicht näher spezifizierten Zugriff auf die eigene Datenbank.
Ziemlich entlarvend ist nach meiner Auffassung, dass die Bilder offenbar unbearbeitet verwendet wurden – das heißt im Klartext, dass keines der Mitglieder eine Bearbeitung am Foto vorgenommen hatte, bevor sie ins Netz gestellt wurden – und das spricht nicht gerade für den sorgfältigen Umgang mit der Selbstdarstellung. Diese Tatsache wertet dann auch die richtigen Betrachtungen ab: Beispielsweise die, dass direkte Blitze älter und unattraktiver machen (laut OK Cupid angeblich sieben Jahre).
Auch die Tiefenschärfe wird behandelt – allerdings wird dabei vergessen, dass die meisten privaten Benutzer von Digitalkameras von Blendenöffnungen wie 1,2 oder 1,8 nur träumen können – die übliche Standard-Digitalkamera hat eine Anfangsöffnung von 2,8 oder 3,5 – und bei der erforderlichen Porträteinstellung haben die meisten Objektive noch schlechtere Anfangswerte. Wie auch immer – Porträtfotos wirken am besten, wenn die Blendenwerte möglichst niedrig sind, was Ihnen vermutliche jeder Fotograf bestätigen wird.
Sie sehen, die Meldung vom Sex für iPhone-Benutzer ist ein Statistikmärchen, eingebettet in einen ansonsten durchaus erträglichen Artikel. Der Weg, den diese Meldung (selbstverständlich ungeprüft) über mehrere Zweit- und Drittauswerter machte, mag Ihnen zeigen, wie manche Redaktionen arbeiten. In diesem Fall waren die PC-Zeitschriften und andere an Technik-Freaks gerichtete Presseorgane mit der Meldung ganz weit vorne. In einigen dieser Machwerke wurde die interne OK-Cupid-Untersuchung sogar als „Studie“ bezeichnet.
Ich habe übrigens auch ein neues Telefon, weil mein altes in der Bretagne den Geist aufgegeben hat – und es ist kein iPhone – und die Kamera darin befindliche Kamera benutze ich ohnehin höchstens ein mal im Jahr.