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Nina Deißler im Gespräch mit der Morgenpost

Nina Deißler sprach mit der „Berliner Morgenpost“ über das kennenlernen – und erwähnte dabei auch das Internet-Dating. Meine Leser wissen vermutlich, dass ich Frau Deißler sehr schätze: Sie sagte zum Beispiel, was Männer falsch machen beim Blind Date und rät dem Mann, vor allem dies zu beherzigen:

Die Frau zum Reden zu bringen – und nicht zu viel über sich selbst sprechen. Nicht bei einem freundlichen Austausch stehen bleiben, sondern über Gefühle sprechen… der Mann muss der Frau das Gefühl geben, dass sie etwas Besonderes ist.

Weniger begeistert haben mich die „Allgemeinplätze“, die so klingen, als sei die Welt ein einziges Paradies sozialer Kontakte, in das man nur den Finger eintunken müsste:

„Das Schlüsselwort heißt „Networking“. Ein großer Freundeskreis, Hobbys, die einen ausfüllen, bringen die Kontakte, aus denen auch Liebe entstehen kann“.

Solche Tipps brauchen Partnersuchende nun wirklich nicht. Hätten sie Zeit, Gelegenheit und Neigung, sich große, reale Netzwerke zuzulegen, dann hätten sie längst eine Partnerin oder einen Partner – und dies auch nur unter Großstadtbedingungen. Auf dem Land oder in der Kleinstadt, wo das höchste Bildungs- und Kulturniveau nur von Ärzten, Apothekern, Pfarrern, und Gymnasiallehrern repräsentiert wird, haben viele intelligente Individualisten und berufliche Einzelkämpfer so gut wie gar keine Chance.

Es bliebt also dabei: Das Kennenlernen im Internet ist richtig und sinnvoll, wenn man einen Partner sucht, der sich vor Ort mit großer Wahrscheinlichkeit nicht findet und wenn man – aus welchen Gründen auch immer – nicht über einen „großen Freundeskreis“ verfügt, der übrigens sehr, sehr viel Zeit kostet und der ab 35 zumindest für Singles auch nicht mehr so leicht aufzubauen ist wie mit 18, als man noch mit den Jungs um die Blocks zog und die Mädchen noch wie die Hühner auf der Stange in Eiscafés saßen.

Frau Deißler nennt eine „alleinerziehende Mutter“ als gutes Beispiel für Online-Dating – sie habe aufgrund ihres Status nicht „die Zeit zum Ausgehen“, wobei abermals unterstellt wird: Ausgehen hilft, um Lebenspartner zu finden. Dies trifft selbst in Großstädten nicht mehr zu, wenn wir über 35 sind – und in Kleinstädten schon gar nicht. Die meisten dieser Städte werden von ihren Vereinen beherrscht – Prost Mahlzeit, wenn man dort einen Partner sucht.

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