Singlebörsen oder Wundertüten-Anbieter?
Auch, wer im Grunde keinen Schimmer vom Partnermarkt hat, wird „Parship“, „ElitePartner“, oder vielleicht „eDarling“ kennen – dank riesiger Werbeetats haben diese Firmen Gelegenheit, Fernsehwerbung zu schalten. Aber wer kennt eigentlich die vielen anderen, die sich national und international am Markt tummeln?
Ich wüsste nicht, wer oder was BeautifulPeople.com ist, wenn ich mich nicht mit der Branche beschäftigen würde – insoweit ist mir auch klar, warum der Weblauscher erst im Web lauschen musste, um den Namen zu kennen. Freilich sind die „BeautifulPoeple“-Leute kein Einzelfall. Sie gehören zu den vielen, vielen Wundertüten-Anbietern, bei denen man mit Millionären, Sugar-Daddys, Busenschönheiten und anderen begehrten Objekten des Marktes verkuppelt werden kann.
Ja, richtig, Beautiful People, Kopenhagen, Dänemark – angeblich eine Singleböse für die Schönen dieser Erde. Sie werben jetzt mit Designer-Babys, die aus Ihren Eierstöcken und den Samenfäden schöner Männer entstehen können oder eben auch aus Ihren Samenfäden und den entsprechenden Eiern fremder Personen, was einen Kollegen bereits veranlasste, darüber zu sinnieren, ob man dazu „Natursprünge“ benötige oder ob das auch im Reagenzglas ginge. Übrigens ist der Werbegag nun auch nicht mehr so neu, weil ja schon immer klar war, dass die Produktion schönerer Babys eines der PR-Themen von BeautifulPeople.com ist – nur verschenken die Mitglieder nun angeblich ihre schönen Gene auch an uns, die wir nicht so schön sind, zwecks Fortpflanzung. Fragt sich, wozu wir schöne Babys brauchen. Wir brauchen gute Ingenieure, Handwerker und Ärzte (selbstverständlich auch die weiblichen Äquivalente).
Im Grunde sollte man über so einen Blödsinn schweigen, doch das kann man nicht – die PR-Masche des Unternehmens ist eben aus PR-Sicht wirklich gut – und doch schadet sie den Singlebörsen, die nun wieder einmal in den Ruf kommen, Wundertüten-Anbieter ohne Substanz zu sein.
Übrigens versuchen dies auch andere. Immer wieder erreichen mich Pressmitteilungen von Anbietern, die heute „Web 2.0-Community“, morgen Singlebösen, übermorgen Flirtforen und am darauf folgenden Tag Flirtchats sein wollen. Sie alle wollen eines: Erwähnt werden – in welchem Zusammenhang auch immer. Nicht nur die kleinen Anbieter, auch die „großen Brüder“ versuchen, mit Dummsprüchen, Übertreibungen und vor allen Dingen unerträglichen Versimpelungen ein Publikum anzusprechen, das entweder auf der Kippe zur Bildungsferne steht oder bereits aus der Realität abgetaucht ist. Wer glaubt eigentlich wirklich, dass es „Traumpartner“ gibt, außer im Traum? Wer ist so blöd, anzunehmen, er könne die Hände in den Schoß legen, und ein Computer würde dann schon die passenden Partner aus dem Fischteich holen? Was sollen wir davon halten, wenn man Partnersuchende damit beeindrucken will, die Welt in „vier Persönlichkeitstypen“ einzuteilen und damit auch noch Werbung zu betreiben?
Es mag sein, dass Wundertüten im PR-Geschäft so nötig sind wie die „Paraden“ bei den Schaubuden. Doch sagen wir es mal so: Wer einen guten Salatkopf kaufen will, der geht nicht auf den Rummelplatz, sondern auf den Gemüsemarkt.
Wir berichteten bereits zuvor über PR-Themen von Beautiful People, und den PR-Blödsinn mit den Eiern wollten wir eigentlich gar nicht bringen.