Unkenruf: Das Ende der bezahlten Datingseiten ist gekommen
In den USA gibt es eine Bewegung, die den Gedanken „freier Angebote“ auf alle Bereiche des Lebens ausdehnen möchte. Dazu gehören auch ständige Berichte darüber, dass „freien Datingseiten“ die Zukunft gehören würde.
Merkwürdig, dass diese Meinungen nun ausgerechnet von einem der Herausgeber des Magazins „Fortune“ vertreten wird. Er sollte wissen, dass kaum eine seriöse Datingseiten ausschließlich mit Werbung finanziert werden kann – die kanadische, in US-Amerika stark beachtete Seite „Plenty of Fish“ ist da eine seltene Ausnahme.
Im Grunde ist die Ansicht völlig unrealistisch, und zwar vor allem deswegen, weil die Kosten pro Neumitglied, möge es denn zahlen oder nicht, inzwischen dramatisch gestiegen sind und aufgrund stärkerer öffentlicher Beobachtung immer mehr Personal nötig ist, um diese Seiten erfolgreich betreiben zu können.
Da ist es schwer, hinter den Sinn von Spruchweisheiten zu kommen, wie beispielsweise:
Bezahlte Datingseiten müssen sich mit der Tatsache konfrontieren lassen, dass es unmöglich ist, Menschen zu zwingen, Geld dafür zu bezahlen, um Dates zu haben
Wer sehr genau liest, wird allerdings als Datingseitenbetreiber für „kostenlose“ Datingseiten auch nicht glücklich, denn in Wahrheit setzt der Autor auf „öffentliche Profile“.
Online Benutzer befreunden sich immer mehr damit, öffentliche Profile zu zeigen, die mit ihrer realen Welt sehr verbunden sind mit bei Weitem mehr Möglichkeiten, als sie „nur“ auf Datingseiten zu verwenden.
Da stehen wir dann doch mal wieder baff vor so viel US-amerikanischer Blauäugigkeit – oder sollte ich gleich schreiben: Schlitzohrigkeit?
Denn wenn wir unsere Profile alle öffentlich stellen, multiverwendungsfähig machen und zudem noch sagen, wann, wie und wo wir als Person einen Menschen suchen, dann sind die Kontrollmöglichkeiten offen wie ein Scheunentor: Wir leben mit eigener Hilfe unter dem Daumen der perfekten sozialen Kontrolle.
Die Frage ist, wessen Spiel da eigentlich gespielt wird – denn die Gewinner sind weder die Partnersuchenden noch die Unternehmen, die Dating-Dienste anbieten – und sinnigerweise diesmal weder die Unternehmen, die diese Dienste als „frei“ bezeichnen noch jene, die Mitgliedsbeiträge verlangen. (1).
Am Ende fragen wir uns natürlich hier bei der Liebepur, ob der Ölmarkt mit dem Single-Markt überhaupt vergleichbar ist, wie dies im Artikel postuliert wird – und letztendlich frage ich mich, ob der Autor überhaupt begriffen hat, worum es beim Internet-Dating eigentlich geht. Ich tippe auf: nein.
Artikelzitate aus: TheBigMoney
Via: eHarmony Blog
Anmerkung (1): Die Profile sind nicht notwendigerweise an eine Datingseite konventionellen Zuschnitts gebunden, sonder könnten auch auf Anzeigenseiten, in Foren oder auf sogenannten „Sozialen Netzwerken“ Verwendung finden.
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