Echtes Selbstbewusstsein – und Licht aus beim Sex
Es wäre eigentlich gar kein Thema, wenn Deutschland nicht jahrzehntelang geteilt gewesen wäre: Im Osten gab es eine staatlich verordnete Emanzipation, die nach dem Mütterleinkult der Nazis von den meisten Frauen begrüßt wurde – und im Westen gab es zunächst mal Demokratie nach dem Rezeptbuch von Konrad Adenauer. Für die Beziehungen zwischen Frau und Mann bedeutet dies zumindest teilweise, dass die bürgerliche Wertkultur des 19. Jahrhunderts fortgeschrieben werden sollte.
Was dann (gegen 1970) geschah, war eine Art Revolution aus den Elfenbeintürmen: Die Emanzipation wurde von linken, intellektuellen Frauen propagiert, die „dort unten“ kaum verstanden wurden. Es dauerte Jahre, bis sich die Radikalinskis unter diesen Frauen endlich ausgetobt hatten und man zurück zu einem normalen Miteinander kam. Doch heute, gegen 2010 also, ist ein Mangel immer noch vorhanden: Die Emanzipation ist immer noch ein „aufgesetztes“ Phänomen, das nicht organisch in die Gesellschaftsordnung hineingewachsen ist. Die Folge: Westdeutsche Frauen verfügen immer noch nicht über das, was man „natürliches Selbstbewusstsein“ nennt – oder inzwischen vielleicht doch?
Möglicherweise handelt es sich dabei um eine Generationenfrage, und hier zitiere ich mal:
Echtes Selbstbewusstsein, weder aufgesetzt noch hysterisch feminisiert, scheinen West-Männer von Haus aus nicht zu kennen. Es irritiert sie und macht sie gleichzeitig an
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Tatsächlich zeigt sich das Problem eines „aufgesetzten Selbstbewusstseins“ hauptsächlich bei jenen Frauen, die während der Emanzipationswelle zwischen 1970 und etwa 1985 zwischen 20 und 30 Jahre alt waren, heute also älter als 45 Jahre sind. Wer nicht in diese Zeit fiel, gehört schon auf keinen Fall mehr zur “Emma-Genration“ und voraussichtlich auch nicht zu jenen Frauen, Kontakte zu den Mädchen- und Frauenzentren der damaligen Zeit hatten.
Also – Menschen in Deutschland: West kann Ost treffen und Ost kann West treffen – und „Sex im Dunkeln“ gibt es auch im Westen nicht mehr so häufig – auch ein Gerücht, das sich hartnäckig hält.
Übrigens haben Osteuropäerinnen eine eigenartige Symbiose von „extrem selbstbewusst auftreten“ und „völlig feminin sein“ entwickelt, die sich so darstellt: Wenn zwei schöne Budapesterinnen einen Gehweg benutzen (Optik: kurzer Rock, frivoles Oberteil und High Heels), dann gehört er ihnen – und niemandem sonst. Vom Mann wird erwartet, dass er ausweicht – wohin auch immer.
Der Artikel im STERN, aus dem das Zitat entnommen wurde, ist nicht ganz ernst gemeint – aber gerade deswegen sehr lesenswert.