Dating-Dienste und Chat-Roboter – der Stand der Wissenschaft
Der Einsatz von Chat-Robotern, sogenannten Chat Bots, ist eine der bewumen Möglichkeiten von Kriminellen, an persönliche Daten von Benutzern zu kommen oder sie auf verseuchte Webseiten zu lenken.
Die Roboter, die alle mehr oder weniger auf dem Elizaprinzip beruhen, sprechen dabei chattende Frauen und Männer gezielt und geschlechtsspezifisch an. Auf den ersten Blick diese Ansprache sehr flirtbereit wirken, doch halten die meisten Roboter einer längeren „Unterhaltung“ nichts stand, weil sie Syntaxfehler machen oder sich wiederholen – doch damit treffen sie offenbar noch genau genug die primitiven Verhaltensweisen der menschlichen Chatteilnehmer.
Forscher der Universität Wien haben nun einen solchen Roboter für Forschungszwecke weiterentwickelt, und wie er genau funktioniert, wie und wo er eingesetzt wurde und weitere Details können Sie in diesem detaillierten PDF-Dokument nachlesen.
Soviel will ich Ihnen verraten: Die Forscher um Tobias Lauinger, Veikko Pankakoski, Davide Balzarotti und Engin Kirda setzen ihren Chatbot vor allem auf Dating-Seiten und in sozialen netzwerken ein – und hatten damit einen beängstigenden Erfolg: Bis zu 60 Prozent der Benutzer ließ sich in die Irre führen (ausführliche Details ebenfalls im pfd-Dokument).
Allerdings muss man einige Einschränkungen machen: Ersten sind Chatter im Allgemeinen keine Intelligenzbestien, sondern eher das Gegenteil. Zweitens benutzen sie großenteils eine Primitivsprache, die sich leicht analysieren lässt, und drittens verraten sie in ihren Nicks immer wieder, ob sie männlich oder weiblich sind und wie alt sie sind.- da kann man sie natürlich leicht gezielt ansprechen.
Übrigens eignet sich das simplifizierte Chat-Englisch als einzige europäische Sprache für einen gewöhnlichen Chat-Roboter. Applikationen in französischer, italienischer oder gar deutscher Sprache sind erheblich schwerer zu erstellen.
Die Liebepur berichtete schon zuvor über „geheimnisvolle“ russische Chatbots.