Fremde beeinflussen Dating?
In einer Mixtur aus Voreiligkeit, Falschinformationen und fehlerhaftem Wortgebrauch des englischen Wortes „Dating“ ist eine Meldung entstanden, die so nicht stehen bleiben darf: „Fremde beeinflussen unsere Dating-Präferenzen“ hieß es in „Science Daily“. Eigentlich hätte es heißen müssen: „Fremde können unsere Partnerwahl beeinflussen“ – aber wenn eine Meldung aus der Wissenschaft kommt, verlieren Redakteure offenbar immer wieder ihre berufliche Skepsis.
Nun weiß fast jeder Mensch, dass seine Gefühle auch schon einmal vom Fremden beeinflusst wurden – und genau das ist es, was die Forscher festgestellt haben wollen: Die Meinung Fremder kann unsere Gefühle bei der Partnerwahl beeinflussen (nicht „beeinflusst unsere Gefühle“, wie es im STERN stand). Die Frankfurter Neue Presse geht ähnlich mit der Meldung um: „Meinung Fremder beeinflusst Partnerwahl“ – auch inkorrekt: „Kann“ oder „könnte“ wäre hier richtig, und die WELT macht den gleichen Fehler: „Fremde Menschen beeinflussen unsere Partnerwahl“. Bei den Drittauswertern solcher Nachrichten sieht es dann schon so aus: „Studie beweist: Fremde beeinflussen Dating“.
Nun will ich in diesem Fall nicht einmal etwas gegen die Studie sagen – die hatte einen ganz anderen Haken, über den die Liebepur bereits berichtet hatte. Nein, es ist die fehlende kritische Distanz zwischen Journalismus und Wissenschaft, die so ärgerlich ist.
Im Text wird bei den meisten Redaktionen immerhin noch deutlich, was wirklich untersucht wurde: Eine Partnerwahl wäre unter den geschilderten Umständen der Forschung gar nicht möglich gewesen, und das Dating im wortwörtlichen deutschen Verständnis stand gar nicht zur Debatte. In Deutschland wird „Dating“ für ein Treffen mit möglichen in Frage kommenden Partner verwendet, in den englischsprachigen Ländern als „das Ritual der Partnerwahl“ schlechthin.