Das Schwinden der Liebe und das Gespinst der Lust
Man kann sich ja mal irren: Das Buch „Das Ende der Liebe“ von Sven Hillenkamp erscheint nicht dieses Jahr im August, sondern es erschien im September 2009 und erreichte mittlerweile die dritte Auflage. Ich weiß es genau, weil ich es besitze – gekauft aufgrund lobhudlerischer Rezensionen in deutschen Feuilletons. Der Fehler entstand, weil die Autorin eine Brigitte-Ausgabe von 2009 in Händen hielt.
Die Anschaffung war ein glatter Fehlkauf, weil der Autor so gut wie nichts zu sagen hat, aber ständig wiederholt, was wir auch ohne ihn wissen. Kurzgefasst: Die Welt hält für manche Menschen mehr Möglichkeiten bereit, als es für sie verträglich ist. Deshalb leiden sie angeblich ständig unter Scham und Sehnsucht.
Im Grunde verarbeitet der Autor eine tatsächlich existierende Tendenz und eine an den Haaren herabgezogene Prognose zu einem Werk, das vor allem Kulturpessimisten gefällt – und die sitzenden zu Dutzenden in Feuilletonredaktionen.
Die Partnersuche ist sicher ein Gebiet, das Sven Hillenkamp meinte, als er das Buch schrieb. Gerade die Partnersuche öffnet sich dem außenstehenden, distanzierten Beobachter allerdings kaum – schon gar nicht, wenn man nur nach Belegen für die dürftigen Thesen eines Buches sucht. Mit anderen Worten: Da spricht der Theoretiker, den die wahre Welt der Paare gar nicht interessiert.
Partnerschaften werden noch lange nicht ausschließlich über Fragebögen und Partnerübereinstimmungstest geschlossen – und schon gar nicht immer und überall im Internet. Das Internet ist nur ein Medium, und Online-Partnervermittler sind lediglich moderne, automatisierte Vorschlagsmaschinen. Insofern hat die Autorin des Lustgespinste auch Recht, wenn sie sagt, wir müssten weg von der Katalog-Haltung einiger unbelehrbarer Internet-Missbraucher(innen) – und hin zu mehr Selbstbewusstsein bei der Partnerwahl.
Eigentlich ist es ganz einfach, nicht wahr? Nicht „wir verlieben Dich“, sondern „ich verliebe mich und ich weiß warum“. Nicht „wir haben traumhafte Matchingpunkte“, sondern „er nimmt mich von ganzem Herzen so, wie ich bin“.
Er so denkt, hat es definitiv leichter – und der Erfolg ist wesentlich schneller und sicherer zu erreichen, als wenn man ständig „im Wartesaal zum großen Glück“ ausharrt.