Dating Down, Herunterheiraten und die Ansprüche der Frauen
„Dating down“ oder „Downdating“ ist ein US-amerikanischer Begriff, den es in Deutschland noch gar nicht gibt, es sei denn, beim Heiraten – schmählich wurde das Wort vom „Herunterheiraten“ geprägt, das als traurige Alternative zum „Hinaufheiraten“ gilt.
Früher hatten die lieben Eltern noch die Hoffnung, dass ihr Töchterlein einmal „hinaufheiraten“ würde. Die 1900er Mutter hätte sich noch einen Herrn von Adel für das Töchterlein gewünscht und die 1950er Mutter wäre schon mit einem „neureichen“ Geschäftsmann zufrieden gewesen. Heute sind solche Mutterträume seltener geworden – schließlich haben die Töchter selber die Möglichkeit, sich wie ein Fisch im Wasser durch die gesellschaftlichen Gruppen zu bewegen.
„Hinaufheiraten“ bedeutete also, die soziale Leiter durch Heirat nach oben zu klettern, während das Wort „Herunterheiraten“ zunächst gar nicht existierte – aber wer es tat, der fiel eben von der sozialen Leiter herunter – welche Schande für die Familie. Das Wort der heutigen Frauen heißt dann eben „Downdating“ – sich seinen Partner “weiter unten“ zu suchen.
Die Grenzen des Hinaufheiratens
Doch die Sache mit dem „Hinaufheiraten“ hat seine Grenzen dort, wo Frauen sich inzwischen beruflich in Gebiete mit dünner Luft hineingebildet und hineingekämpft haben. Wenn man soziologischen Studien glauben schenken will, dann schießen die sogenannten „Ansprüche“ bei den hochgebildeten Frauen besonders ins Kraut, sodass viele Frauen glauben, je höher ihr Bildungsgrad sei, umso höher könnten sie auch ihre „Ansprüche“ schrauben.
Nun glaube ich persönlich nicht, dass wirklich gebildete Frauen ans Leben „Ansprüche“ haben – sonst wären sie nicht gebildet – denn wer gebildet ist, der weiß, dass es keine Ansprüche ans Leben gibt.. Aber dennoch besteht der Wunsch, einen möglichst gleichwertigen Partner auf der gleichen Bildungs- oder Einkommensstufe zu treffen, und in soweit sind die Wünsche auch verständlich.
Bildung ist kein Argument für Liebe
Das Problem dabei habe ich – auch hier – schon oft beschrieben: Nach den wirklich rundum interessanten Männern mit ausgezeichneter Bildung, hohem Einkommen und exponierter sozialer Stellung lechzen alle Frauen, und nicht nur die „gleichwertigen“. „Von unten“ kommen immer wieder Frauen, die zwar nicht die Bildung, Stellung oder Einkommen glänzen, wohl aber mit sozialen Fähigkeiten, Sinnlichkeit und Liebeskunst. Überzeugen können.
Mit anderen Worten: Gebildete Frauen haben zwar hohe Erwartungen (das wäre das Wort für „Ansprüche“, das wirklich gebildete Menschen verwenden) an ihre Partner, aber sie stehen in Konkurrenz zu vielen anderen Frauen, die nicht auf Erwartungen bauen, sondern ein „Spiel mit den Möglichkeiten“ beginnen.. Dass dabei der Körper stärker zum Einsatz kommen mag als der Geist, stört die Männer nicht.
Blind Dates: Nicht Bildung zählt, sonder die liebevolle Persönlichkeit
Beim Blind Date ist dies übrigens nicht anders: Bedenkenträgerinnen unter den Frauen, die jeden Mann erst einmal ganz genau unter die Lupe nehmen, ob er ihren „Anspruchskatalog“ erfüllt, werden von Männern oft „kalt abserviert“. Trifft sich derselbe Mann dann mit einer Frau, die lächelt und Humor hat, ihm zuhört, liebevoll mit ihm umgeht und sich nicht allzu lange um die Gretchenfrage des Dates herumwindet, dann stehen die Chancen für eine Beziehung bereits recht gut.
Wie Sie aus den vorausgegangen Zeilen sicher bemerken, hat das alles mit „Intelligenz“ und sonstigen Fragen der Bildung gar nichts zu tun: Man braucht eine Ebene der Kommunikation, die beiden Freude bereitet, und dann muss einfach der Funke überspringen. Stimmt dann noch das Einkommen, und finden beide eine Ebene, auf der sich ihre Intelligenz abgleichen lässt, dann steht dem Gang zum Standesamt eigentlich kaum etwas entgegen.
Gebildete Frauen sollten das Suchverhalten ändern
Aus dieser Sicht sollten sich Frauen noch einmal überlegen, ob sie bei ihrem bisherigen Suchverhalten bleiben. Auch, wenn es bitter klingen mag: Erfolgreich im Beruf ist eine Frau dann, wenn ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten zum erwählten Beruf passen. In der Liebe ist es kaum anders: Auch dort findet eine Frau den passenden Mann vor allem dadurch, dass sie ihre emotionalen und persönlichen Eigenschaften nutzt, um ihn zu bekommen.
Merkwürdigerweise begreifen dies Frauen den beruflich Teil sehr schnell – aber bei der Partnersuche scheint sich diese Erkenntnis noch nicht herumgesprochen zu haben. Statt der „hohen Ansprüche“ ist inzwischen eher nötig, einmal an das „Downdating“ oder „Herunterheiraten“ zu denken. Es ist auch längst keine Schande mehr, denn „Frau Doktor“ ist die Frau inzwischen durch den eigenen Titel und sie wird es nicht mehr durch den Titel des Ehemannes.