Alternativen beim Dating?
Diese Frage taucht bei mir immer wieder auf: „Ja, gibt es denn keine Alternativen zum Online-Dating? Müssen wir alle hinter Computer sitzen, Fragebögen ausfüllen oder hirnrissige Online-Flirts beginnen, um einen Partner zu finden?
Nun wird kaum ein Fremdwort der deutschen Sprache so falsch gebraucht wie das Wort „Alternative“, und deswegen bitte mal ganz schnell eine Erklärung: Eine Alternative ist eine Möglichkeit, die eine andere ausschließt. Entweder man heiratet Jasmin oder Lisette – beide zu heiraten, geht nicht.
Deswegen müssen wir also gar keine Alternativen suchen. Wir können parallel die Augen am Arbeitsplatz, auf der Party und beim Dating-Anbieter offenhalten.
Online-Dating: die Chancen und Risiken, einen Fremden zu treffen
Online-Dating ist nichts mehr als eine weitere Möglichkeit, nach einem Partner zu suchen. Die Vorteile liegen auf der Hand, wenn man über 35 ist oder Wünsche hat, die in der 2000-Seelen-Gemeinde unerfüllbar sind. Die Nachteile allerdings auch: Der Mensch im Internet ist ein Fremder, und nicht alle Menschen können mit Fremden umgehen. Es ist und bliebt ein Unterschied, ob man einen bereits bekannten Menschen nun „näher kennenlernt“ oder sich mit einem völlig Fremden trifft, um ihn überhaupt erst einmal kennenzulernen. Es erfordert bei Weitem mehr Anstrengungen, mehr Gesprächskunst und mehr Fingerspitzengefühl – und sicher auch mehr Mut.
Das ganze Getue von überfürsorglichen Beraterinnen und Beratern um die Sicherheit beim Online-Dating ist in Wahrheit nichts mehr als der Hinweis, eine Fremde oder ein Fremder könnte unlautere Absichten haben. Auf der anderen Seite suchen die Singles aber auch Rat, weil sie nun so gar nicht wissen, was sie mit einem Fremden anfangen sollen: „Café oder Abendessen, Spatziergang oder Kino?“ sind solche Fragen, die jeden Berater zum Lächeln bringen. Noch befremdlicher freilich ist die Frage: „Ja, was redet man denn eigentlich mit seinem Blind Date Partner?“
Hinter all dem steht die Angst vor dem Fremden, vor der fremden Situation, die Furcht, die Begegnung nicht „im Griff“ zu haben, die Befürchtung, das Date zu vermasseln.
Alternativen zum Online-Dating sind ebenfalls mühevoll
Sie merken schon: Wenn es einen anderen Weg gibt, so ist es der, erst den Bekanntenkreis zu nutzen, ihn auszuweiten, wenn er nicht weit genug reicht, und dann den richtigen Partner aus den bereits bekannten Menschen herauszufischen. So vermeidet man, gänzlich Fremde zu treffen. Doch halt: Auch um Bekanntenkreise auszuweiten, muss man sich Fremden anvertrauen, Zeit aufwenden und Menschen ertragen, denen man lieber nie begegnet wäre, und die Chance, dort einen Single zu finden, der wirklich passt, ist dürftig genug. Hinzu kommt: Vor allem in kleinen Bekannten-, Interessen- und Freizeitkreisen spricht sich erstaunlich schnell herum, wer gerade mit wem im Bett war, und das kann sehr peinlich werden.
Alternativen? Nein, danke. Gehen Sie doch einfach mehrere Wege, um zum Ziel zu kommen. Flirten Sie mit dem Bäckermädchen, wenn sie ein Mann sind, und dies auch dann, wenn diese Frau für sie niemals als Partnerin infrage kommt – aber sie stärkt ihr Selbstbewusstsein. Versuchen Sie, mit Menschen ein paar private Worte zu reden, unabhängig davon, ob sie Single sind oder nicht – das schärft ihre Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen. Gehen Sie aber auch Blind Dates ein und prüfen Sie, wie Sie mit Fremden umgehen können. Sie lernen von jedem Ihrer potenziellen Partner, auch dann, wenn er nicht infrage kommen sollte.