Nieder mit dem Traumprinzen
Gerade bin ich wieder dem Prinzen mit dem blöden Gaul begegnet – ja, und das ist nun einmal nicht das, was sonst so an Trullala-Literatur über das Dating geschrieben wird, sondern knallhart: Denn in diesem Buch wird klar, dass der Traumprinz natürlich nie mit dem blöden Gaul die Treppe hochgehoppelt kommt.
Aschenbrödel passt auf! Ihr bleibt bei euren dämlichen Tauben und dürft weiterhin Erbsen zählen, wenn ihr so weitermacht wie bisher – jedenfalls, wenn ihr weiterhin an Prinzen und ähnliches Gesocks glaubt. Das Buch von Oliver Stöwing solltet ihr lesen – dann wisst ihr, wie man trotz nicht vorhandener Traummänner eben doch einen traumhaften Mann bekommt, der auch alltagstauglich ist – diese Eigenschaft werdet ihr bei Prinzen vergeblich suchen.
Das Buch hat einen langen Name, der hier noch einmal genannt werden muss: „Wann kommt denn endlich der blöde Prinz auf seinem dämlichen Gaul!: 100 Tipps, wie Sie Ihren Traummann finden“.
Wie ich darauf komme? Weil ich gerade beim neu.de Herzklopfen-Magazin gelesen habe, dass Mister Traummann ausgespielt hat – und dass Frauen lieber den Mann nehmen sollten, der weniger traumhaft, dafür aber brauchbarer ist. Ich zitiere:
Frauen … benehmen sich bei der Partnerwahl wie bei der Suche nach einem bestimmten Kleidungsstück, das perfekt zu ihnen und ihrem restlichen Outfit passen muss. Notfalls gehen sie in zwei Dutzend Geschäfte, probieren Hunderte von Teilen aus, kaufen was, bringen es am nächsten Tag zurück und tauschen es um.
Da kann ich nur ergänzen: Und nach dem zwölften Umtausch sind sie 39, verbittert und haben die besten Jahre für den Aufbau einer Beziehung verpasst – und haben außerdem noch zwölf Männer verschlissen, die viel besser zu Frauen gepasst hätten, die dafür eine bessere Verwendung gehabt hätten.
Schön, ich übertreibe jetzt etwas, und wenn Sie eine Frau sind, werden Sie wahrscheinlich sagen: „Typisch Mann, nur die können so reden“. Da wäre ich allerdings vorsichtig: So ungefähr schreibt nämlich auch eine Autorin, die es eigentlich wissen sollte: Lori Gottlieb. Sie hat den Beststeller „Marry Him – The Case for Settling for Mr. Good Enough“ geschrieben – ein sehr humorvolles Buch, dass Sie alle davon abhalten soll, die Männermenükarte rauf und runter zu essen, bis Sie sich den Magen verderben – oder vielleicht ernsthafter: Machen Sie sich klar, dass Sie auch nicht perfekt sind, dass Sie selbst auch Macke und Schwächen haben und d- nicht zuletzt – dass sich eine Beziehung langsam entwicklen muss, um die guten Seiten daran wirklich zu genießen.
Noch einfacher wollen Sie das? Na denn: Konvertierten Sie von der „Ja-Aber“-Religion zur „Warum-Nicht“-Religion.
Falls Sie nun das Buch von Lori Gottlieb lesen wollen: Es erscheint demnächst auf Deutsch und heißt dann „Nimm ihn!: Einen Richtigeren findest du nicht“