Olle Kamellen über Partnertests im Wissenschaftsmäntelchen
Heute verdanken wir Gizmodo und der New York Times, dass wieder einmal eine olle Kamelle an den Mann gebracht werden konnte: Online-Dating wird „wissenschaftlich“. Klar, sagte die New York Times, eigentlich könnte man ja den Myers-Briggs-Test nehmen, der angeblich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenführen soll, dann kämen am Ende die passenden Partner heraus. Leider wird der Myers-Briggs-Test allerdings bereits bei der Partnersuche verwendet – oder sagen wir mal: alle möglichen Varianten davon – denn der Test selbst ist so angejahrt, dass man sich schwer wundern muss, dass er überhaupt noch eingesetzt wird. Dass seine Grundlagen angeblich auf Carl Gustav Jung beruhen, ist ebenfalls eher ein Hindernis als eine Empfehlung für ein modernes Testverfahren.
Auch was sonst im Artikel der New York Times steht, hat mit Behauptungen viel, mit Wissenschaft allerdings recht wenig zu tun. Die Grundlagen des eHarmony-Tests, der als „wissenschaftlich“ bezeichnet wird, können nicht nachvollzogen werden, weil sie angeblich „Betriebsgeheimnisse“ sind, und der Test der Webseite chemistry.com, die ebenfalls erwähnt wird, beruht auf der sattsam bekannten US-amerikanischen Autorin Dr. Helen Fisher, und obwohl auch seine inneren Strukturen natürlich Firmengeheimnisse sind, weiß man in der Branche doch, dass Frau Fisher noch von viel dürftigeren Annahmen ausgeht als die übrigen Wissenschaftler. Die Gigantomanie der US-Amerikaner (acht Millionen Menschen haben den Dr.-Fisher-Test angeblich seit 2006 durchgeführt) verschleiert dabei, dass die Ergebnisse niemals auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden konnten – und überhaupt liest sich der Artikel der New York Times wie eine Werbung – von kritischer Distanz kann bei der Autorin Natasha Singer nicht die Rede sein.
Lesen Sie hierzu bitte auch, was ernsthafte Forscher zu den Test meinen.