Dating: Woche zwei / 2010 – Überheblichkeit als Datingbremse
Die Prognosen wurden abgegeben, und die Singles gehen in das neue Jahr, um einen Partner zu finden – „Same Procedure as Last Year“, könnte man zynisch sagen, denn in der Welt des Dating verändern sich bestenfalls die Köpfe der Unternehmen, aber nur selten die Unternehmenskonzepte. Es ist derzeit ein bisschen wie IT-Business: „Never Change A Running System“ – ändern Sie bloß nichts an einem funktionierenden System.
Ein funktionierendes System? In Wahrheit hakelt es an allen Ecken und Ende, und zwar bei den Anbietern ebenso wie bei den Kunden. Es kann ja wohl kein Zufall sein, wenn bei einer offenbar namhaften Partneragentur überwiegend bestimmte Berufsgruppen vorgeschlagen wurden, aber nur wenige geeignete Persönlichkeiten. Nach wie vor rühmt man sich fast überall seiner „Partnerübereinstimmungstests“, doch was nützen sie, wenn sie nicht menschengerecht sind? da ist es schon einfacher, zu sagen, dass man die größte Partneragentur Europas werden will.
Auf der anderen Seite haben wir es mit Partnersuchenden zu tun, denen die Realität oftmals völlig abhandengekommen ist: Die Ansprüche werden zu Beziehungsverhinderern, und auch sonst ist die Selbstsucht allenthalben als Beziehungsbremse zu spüren. Übertriebene Ansprüche werden mehr und mehr zu Beziehunsgverhinderern. Manchmal frage ich mich, was man angesichts dieser geballten Selbstherrlichkeit, Überheblichkeit und Großmannssucht eigentlich noch raten soll. Wenn man sich in einer solchen Situation entschließt, noch einmal einen Wegweiser zum Dating zu veröffentlichen, der kein Honorar bringt, ertappe ich mich manchmal dabei, mich zu tadeln. Dennoch erschien diese Woche auch Teil zwei – ich hoffe nur, dass meine Leserinnen und Leser den ungewöhnlichen Stil akzeptiert haben – aber wie gesagt: Ich schreibe kein Buch, für das ich ein Honorar erwarte, sondern einzelne, zusammenhängende Artikel, die auch Freude bereiten und Sie möglichst zum Nachdenken bringen sollen.
Was brachte also die Woche? Vor allem dies: Das tatsächliche Dating-Verhalten bei Blind Dates wurde untersucht (brachten wir Ende letzter SWoche) und dabei stellte sich heraus, dass die Welt irgendwie ganz normal ist: Ein Blind Date kann zu jeder Art von Liebe führen, und natürlich auch zum ONS. Eine Online-Publikation hat das mit dem Sex übrigens gleich in den falschen Hals bekommen und mächtig damit herumgetrötet. Das Problem beim Dating ist inzwischen: Nicht jeder ist so flexibel, dies zu akzeptieren. Viele Menschen gehen immer noch mit der Erwartung zum Date, dass dort Traumfrauen oder Traummänner sitzen würden und die Schmetterlinge bald in den Bauch einwandern. Ich weiß nicht, ob Sie alle Märchen, Groschenromane oder ARD-Fernseschnulzen verinnerlicht haben – aber das Leben ist einfach sehr lebendig und folgt nicht den falschen Vorbildern der Schnulzenbranche.
Die dümmlichen Artikel über Evolution reißen übrigens nicht ab – gerade diese Woche fand ich wieder einen. Ich schlage den Schwätzern vor, das nächste Mal über „die Evolution und das Lächeln“ zu fabulieren – das bringt mehr als das Gerede um Evolution und Partnerwahl.
Apropos Partnerwahl – man kann wirklich und wahrhaftig noch Menschen anderwärts als im Internet kennenlernen – ich meine, das sollte man vielleicht einmal erwähnen, nicht wahr? Zum Beispiel am Arbeitsplatz. Frauen können sich auch nach wie vor in die Direktionsetage schlafen, aber es wird immer schwieriger und gilt nicht als fein. Frauen ab 40 waren wieder einmal Thema, weil eine der weitaus zweitklassigsten deutschen Schauspielerinnen sich ausgezogen hat, dabei eine erstaunlich gute Figur machte und somit zum Vorbild für Frauen über 40 werden könnte. Ja, sie hat einen fast 20 Jahre jüngeren Lover – und da sage ich: na und? Und wenn der Altersunterschied 30 Jahre wäre – Frauen mit 50 spielen heute noch virtuos auf Saiten, die jüngere Frauen noch nicht einmal aufzuziehen wagen.
By the way: Suchen Sie einen Millionär? Dann treffen Sie doch einfach einen. Zwei Damen in New York vermitteln ihnen den passenden Herrn.
Kommen wir zum Blödsinn der Woche: Tiger Woods haben wir mal wieder ausgelassen, weil wir die Verblödung der Menschheit durch die Boulevardpresse nicht auch noch unterstützen wollen, Ms. Iris Robinson entzaubern wir anderwärts (dort war der Altersunterschied gegen 40 Jahre), und Herr/Frau Lorielle London ist ebenfalls durch unser Raster gefallen.
Eine Frau, die offenbar unbedingt ein Buch schreiben musste, nervt zurzeit via Online-Pressemitteilungen wie „Beziehungskiller Partneragentur“ – nun, wenn man nicht mehr anders kann, muss man eben zu reißerischen Methoden greifen.
Das Letzte am Schluss: Der Roboter Roxxxy ist eine herumsalbadernde Sexpuppe mit Deppengesicht, aber dafür mit fünf Grundeinstellungen zu sich selbst und zu Ihnen, frei wählbar und noch beliebig weiter programmierbar. Sie sollte eigentlich einsamen Menschen als Gefährtin dienen, doch der Konstrukteur erwartet sich von der Präsentation auf einer Sexmesse mehr Publikumswirksamkeit. Nun, künstliche Intelligenz ist kaum mehr als künstliche Blödheit und in Kombination mit Sexpuppen einfach zum Abgewöhnen mies.
Bleiben Sie mir gewogen und lesen Sie bitte auch in der nächsten Woche die Liebepur.