Sex ist kein Tauschgeschäft – auch wenn die WELT es behauptet
Wer ein Beispiel dafür sucht, wie leichtfertig, ja möglicherweise sogar unverantwortlich Journalisten mit sogenannten „wissenschaftlichen“ Erkenntnissen umgehen, findet dieser Tage eines in der Springer-Presse. Sowohl Springers WELT wie auch die „Berliner Morgenpost“ bringen einen Artikel des freien Journalisten Moritz Fahrner, der nicht vor den schlimmsten Plattitüden zurückschreckt:
Sex und Steinzeit gehören zusammen. Es geht immer ums Durchkommen und Überleben.
Wie in der Liebepur bereits mehrfach erwähnt, tischen uns die sogenannten Evolutionspsychologen gerne das Märchen auf, genau zu wissen, wie Frauen während der Evolutionsgeschichte „ihre Männer gewählt haben“. Sie verkennen dabei vor allem, dass während langer Zeiten der geschichtlich verbürgten Menschheitsentwicklung Frauen nicht im geringsten an der Partnerwahl beteiligt waren. Sie hatten deshalb auch nichts „zum Tauschen“ – insofern grenzt der WELT-Titel „Für Frauen ist Sex ein simples Tauschgeschäft“ schon an Leserverdummung.
Der schlimmste Fehler der populistischen Wissenschaftler ist aber, die vor etwa 50 Jahren begonnene wirklich freie Partnerwahl der Frauen in westlichen Kulturen als Maßstab für die Partnerwahl während der gesamten Evolution zu nehmen. Wer solche Behauptungen aufstellt, ist als Wissenschaftler im Grunde überhaupt nicht tragbar.
Der Autor beider Artikel verwendete für seine Recherchen offenbar ausschließlich das Buch „“Why Women Have Sex – Understanding Sexual Motivations from Adventure to Revenge (and Everything in Between)“, das sowohl unter Verhaltensforschern wie auch unter Psychologen äußerst umstritten ist. Es war bereits Gegenstand heftiger Kritik – aber das hatte Autor Fahrner offenbar nicht feststellen können.
Schade eigentlich.
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