Tacheles: Liebeskitsch und Schmetterlinge im Bauch
Die meisten Partnersuchenden machen heutzutage einen Kardinalfehler: Sie erwarten zu viel von anderen Menschen. Wenn es denn nicht die Liebe auf den ersten Blick ist, nicht die große Liebe ist oder nicht gleich der Traumpartner zum Date kommt, grummeln sie und werden unzufrieden. Viele Menschen haben eine genaue Vorstellung davon, wie eine Begegnung sein sollte – und sie sind enttäuscht, wenn sie dann anders verläuft.
Dies alles ist auf einen zunehmend Egoismus und (Pardon, Mitmenschen) auf mangelnde Anpassungsfähigkeit zurückzuführen. Der kluge Partnersuchende modifiziert sein Verhalten – er lernt gewissermaßen, was Dating bedeutet. Ich gebe zu, dass dies im Alter von 35, 40 oder 45 Jahren bereits schwer zu ertragen ist. Aber es muss sein. Wer seine Vorstellungen durchsetzen will und nur zu seinen eigenen Bedingungen Daten will, der sollte wirklich Single bleiben.
Darf ich Ihnen dazu noch etwas zitieren, was erst vor 25 Jahren geschrieben wurde?
Sie müssen realistischerweise davon ausgehen, dass Ihnen nicht die Liebe auf den ersten Blick widerfährt. Selbst wenn Sie persönlich gleich beim ersten Gespräch von Amors Pfeil getroffen werden sollten, können Sie nicht erwarten, dass ihre Liebe genau so schnell erwidert wird. Liebe braucht Zeit.
Wenn ich heute jemandem sage, dass er bitte nicht erwarten soll, beim ersten Date eine total stimmige „Chemie“ vorzufinden und dass die „Schmetterlinge im Bauch“ (was für ein Kitschbegriff) sofort losflattern, dann werde ich schon für ansondertlich gehalten. In Wahrheit aber ist es so: Wir versuchen, etwas in unser Gefühlsmanagement einzubauen, was sich jedem Management wiedersetzt: die Liebe. Wenn wir sie wachsen sehen wollen, dann dürfen wie nicht erwarten, dass wir gegen 18 Uhr säen und gegen 24 Uhr die Ernte heimtragen dürfen.
Zitat: Drenk und Drenk: Aktive Partnersuche per Inserat