Liebe und Kinder: Die jungen Familien verdienen stärkere Förderung
Als die jugendliche Politikerin Kristina Köhler als Familienministerin ins Kabinett gerufen wurde, hatte ein Teil der Presse nichts als Hohn und Spott dafür – auch die Blogger ließen kaum ein gutes Haar an ihr: was, die erst 32? Und hat nicht einmal Kinder? Ja, wie soll das dann gehen von der „Schulbank ins Kabinett“?
Mal Tacheles geredet (ausnahmsweise am Freitag) – ich bin zwar selbst keine 30 mehr, aber ich finde auch, dass die Dinosaurier der Politik ausgedient haben. Jawohl – ausgedient. Was wir wirklich brauchen, ist eine auf die Zukunft gerichtete Familienpolitik – und die haben sämtliche Regierungen, gleich welcher Couleur, leider verpatzt.
Ach wie Schade, nicht wahr? Nur: Warum ändern wir das nicht. Die Handelsblatt-Kolumnistin Tanja Kewes schreibt heute über die Liebe:
Den/Die Richtige/n daten wir schließlich in der virtuellen Welt auf Parship oder Elite Partner. Das ist zwar nicht nett, aber effektiv. Und wenn es dann in den hohen 30ern an die Familiengründung gehen soll, klappt es entweder biologisch nicht mehr, oder können und wollen wir uns Kinder immer noch nicht leisten.
Soweit, so richtig – mit den Lösungen allerdings, die da mal schnell in die Welt geschleudert werden, kann ich nicht einverstanden sein – nicht nur als älterer Mitbürger, sondern auch als langjähriger Beobachter der Bundesrepublik Deutschland: Es bringt kein einziges Baby mehr, wenn man Familien Geld in den Rachen stopft. Wir brauchen also nicht mehr Elterngeld, sondern eine Politik, die die Jugend bevorzugt.
Warum bitte, sollten Menschen eigentlich nicht mit 25 Jahren Kinder haben? Weil sie dann gerade noch studieren oder eine Karriere planen? Wenn jemand Geld als „Anschubhilfe“ benötigt, dann sind es junge Familien. Was sollte denn bitte so schrecklich daran sein, wenn wir unsere jungen Mütter deutlich stärker fördern würden als die saturierten Mittdreißiger, die es im Grunde gar nicht nötig hätten, das Staatssäckel auch noch um Kinder- oder Elterngeld zu erleichtern?
Mal abgesehen vom Geld und von der Politik – irgendwie sind unsere Bürgerinnen und Bürger doch auch mündig – jedenfalls behaupten sie das ja dauernd. So, und nun hört mal einen Moment zu, ihr „mündigen Bürger“: Macht ihr euch eigentlich jemals Gedanken darüber, was es für die Kinder bedeutet, wenn ihr sie erst mit „kurz vor vierzig“ in die Welt setzt? Glaubt ihr wirklich, es ist für Kinder gut, mit recht betagten Eltern aufzuwachsen?
Nun, daran wird nichts mehr zu ändern sein. Aber man kann etwas daran tun, dass Menschen früher heiraten und sich früher über Kinder freuen, nämlich dann, wenn man den jungen Leuten die Angst vor der Zukunft nimmt und das vorhandene Geld erst einmal gerechter verteilt – und nicht nur das Geld. Es kann ja wohl nicht angehen, dass Grundschulen frei genutzt werden können, Kindergärten aber Gebühren berechnen. Das bedeutet doch letztendlich, dass berufstätige junge Eltern heute jahrelang die Gelackmeierten sind.
Nein, ich will es nicht besser wissen, was getan werden muss. Aber ich weiß, dass es so nicht weitergeht mit der Familienförderung – und der eigentlich Schuldigen sind nicht einmal die Politiker, sondern die deutsche Untugend des Neids: Sobald nämlich vorgeschlagen wird, einen Teil der Bevölkerung stärker zu fördern, schreien die übrigen Zeter und Mordio und versuchen, ihre Gleichheit wieder einzuklagen.