Mit Pease bei Partys punkten – aber nicht im wirklichen Leben
Barbara und Allan Pease gelten in der englischsprachigen Welt als Autorenpaar, das gerne die Unterschiede der Geschlechter herausstellt. Nachdem man nun seit vielen Jahren vor lauter „sozialer Korrektheit“ geleugnet hat, dass es Unterschiede in den Strukturen beider Geschlechter gibt, geht man nun den umgekehrten Weg: Man betont die Unterschiede. Begonnen hat alles mit „Männer sind vom Mars – Frauen von der Venus“ und seither ergötzen sich die geschwätzigen Boulevard- und Frauenzeitschriften (und leider auch manche Literaturkritiker) an derartigen Büchern.
Man kann es den beiden Autoren nicht verübeln, dass sie auf den Zug aufgesprungen sind: Sie schreiben inzwischen Bestseller und folgen damit dem Beispiel anderer, die dem gleichen Motto folgen: Bloß nicht differenzieren, sondern polarisieren.
So ist es auch bei Pease & Pease. Im Grunde ist alles schon vieldutzendmal gesagt worden, was die Autoren jetzt schreiben: „Warum Männer immer Sex wollen und Frauen von der Liebe träumen“. Das ist schön griffig, sodass es auch noch die Kassiererin im Supermarkt und die zickige Sekretärin versteht: Und exakt für diesen Kreis ist das Buch gemacht, denn dieses Geschreibsel ist kaum mehr als ein Sammelsurium von „Tipps für alle Beziehungslagen“ inklusive der Offenbarung von sogenannten „Geheimnissen“, die in Wirklichkeit Gemeinplätze sind.
Wer Vorurteile und Binsenweisheiten sucht, ist mit diesem Buch bestens bedient – dieses Autorenkonzept hat sich übrigens inzwischen als äußerst tragfähig in der Beziehungsliteratur herausgestellt. Leserinnen und Leser wollen ihre Vorurteile in der Beraterliteratur inzwischen wiedererkennen, und nicht etwa davon befreit werden.
So mag es wohl kommen, dass wir schon auf den ersten Seiten lesen, dass und vom Steinzeitmenschen kaum etwas unterscheidet. Frauen suchen demnach Männer mit Macht, Status, Engagement und jeder Menge Kohle, während Männer die Frauen nach „visuellen Reizen“ und „Zeichen weiblicher Gesundheit, Fruchtbarkeit und Jugend“ abscannen.
Wer so etwas noch einmal lesen will – nun bitte, die beiden sind schließlich Beststellerautoren, und auf der nächsten Party macht es sich vielleicht gut, „den neuen Pease“ gelesen zu haben.
Falls Sie aber wirkliche Erkenntnisse suchen – dann suchen Sie bitte anderwärts. Mein Vorschlag: Benutzten Sie dazu einen Spiegel – das dürfte fürs Erste reichen.
Übrigens: Die Kollegin von „Herzklopfen“ ist völlig anderer Meinung darüber.