Die Bäume vor lauter Wald nicht sehen
Sie kennen vermutlich den Spruch: „Sie sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Sie kann also zwar die Bäume sehen, nicht aber den Wald – und in diesem Fall kann man sagen: Ihr fehlt die Fähigkeit; „Wald“ als ein übergeordnetes System zu sehen, dessen Hauptbestandteile zwar Bäume sind, das als ganzes aber mehr bedeutet als nur „viele Bäume“.
Mir scheint, dein Teil der Partnersuchenden tut genau das Gegenteil: Er sieht die Bäume vor lauter Wald nicht. Das, was dort draußen herumrennt, stehenbleibt und sich hinsetzt, sind nämlich nicht Frauen oder Männer, also nicht „Wald“, sondern Einzelpersonen, die zum System „Frauen“ oder „Männer“ gehören, aber deswegen nicht genauso sind, wie „die Frauen“ oder „die Männer“ sind.
Wenden wir das mal an? Also, nehmen wir mal an, Sie sind eine Frau, die gerade in voller Kriegsbemalung Schlafzimmerblicke zu dem Jungen da drüben an der Bar wirft – was machen Sie dann? Richtig, dann machen Sie Männer an. Der wahrscheinlichste Erfolg ist, dass sie in seinem Bett landen und er sich an Sie als „einer dieser Frauen“ erinnert, aber nicht an Sie als Person – denn Sei selbst haben diesen Mann ja auch nicht als Person wahrgenommen, sondern als Bestandteil von „Männern“.
Das ist übriges auch der Grund, warum alle Programme „so kriegste jede Frau“ oder „so kriegste jeden Mann“ auf den Müll gehören: Da spricht die Unperson eine andere Unperson an, so, als ob sie eine Person wäre. Das so etwas nicht zur Beziehung führt, dürfte klar sein.
Also: Wenn man eine Beziehung sucht, dann muss man sich an Bäume wenden, nicht an Wälder, oder anders ausgedrückt: man muss jede Frau und jede Mann als Einzelexemplar ansehen.
Sagen Sie also nie: „So was kann nur eine Frau sagen“ oder „typisch Mann – so was fällt auch nur einem Mann ein“. Denken Sie daran: Sie sprechen nie mit „Frauen“ oder mit „Männern“, sondern nur mit dem einen Exemplar, das vor Ihrer Nase sitzt.