Du willst es doch auch …
Ich veröffentliche diese fiktiven Dialoge hier statt eines Textbeitrags – und ich bin sehr gespannt auf Ihre Meinung. Die Hintergründe können Sie im ZEIT-Blog nachlesen. Der Dialog ist (bis auf das Zitat) frei erfunden – aber ich glaube, dass er schon viele tausend Mal stattgefunden hat.
Sie will, dass er sie will.
Er will, dass sie ihn will.
Damit er sie will, gibt er vor sie zu wollen.
Jack and Jill wollen beide gewollt werden.
So weit lesen wir es bei Ronald D. Laing.
Setzen wir es ein wenig um in ein Blind Date? Der Moment der Wahrheit ist gekommen. Beide könnten sich vorstellen, wenigstens die Nacht miteinander zu verbringen, aber sie werden es nicht tun. Vielleicht deswegen:
Er will, dass sie ihn will.
Er weiß nicht, ob sie ihn will.
Er sagt ihr, dass sie es doch auch will.
Sie antwortet,dass er es ist, der es will.
Sie sagt ihm nicht, ob sie es will.
So etwas haben Sie möglicherweise schon einmal erlebt, nicht wahr?
Er fragt sie, ob sie nun, ob sie es will.
Sie sagt: Wie kannst du denken, dass ich es will?
Sie sagt ihm nicht, ob sie es will.
Er sagt: Ich dachte, du willst es auch.
Nun entsteht eine Pause, in der beide ein wenig nachdenken.
Sie sagt: Woher weißt du, dass ich es nicht will?
Er antwortet: Du sagtest doch gerade, dass du es nicht willst.
Sie sagt: Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht will.
Er fragt: Also willst du es?
Sie sagt: Du willst, dass ich es will.
Sie sagt ihm nicht, ob sie es will.
Beide verabschieden sich, nachdem sie einen Moment geschwiegen haben.
Er sagt: Schade, es wird wohl nichts mir uns.
Sie sagt: Ja schade, ich wünsche dir mehr Glück in Zukunft
Später wird sie ihrer Freundin Ann sagen, dass sie niemals mit einem Mann schlafen würde, der sie fragen würde, ob er mit ihr schlafen würde.
So – und nun: Was meinen Sie?
Über das verwendete Zitat: Knots – Knoten erschien zuerst 1970 bei Tavistock, London. Neuauflage (englisch) erhältlich. Die übersetzte Ausgabe erschien 1972 bei Rowohlt, antiquarisch noch erhältlich.
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