Diese Woche in Dating (41) – nicht alle Frösche im Teich?
Kein Wunder, dass zum Nationalfeiertag (Deutsch) einmal mehr das Thema „ich Ossi – du Wessi“ aufkam. Nur – das interessiert nun wirklich keinen Menschen mehr. Diese Erfahrung musste ja wohl vor kurzer Zeit auch ein Fernsehsender erfahren, der allzu bereitwillig eine Sendung produzierte, die das Thema Partnerwahl „Ost-West“ thematisieren sollte. Es ist nun mal so: Wir sind in erster Linie Menschen, dann Europäer, dann Deutsche, dann Schwaben oder Sachsen, und erst dann Stuttgarter oder Leipziger, jedenfalls in unseren Empfindungen. Und bei der Partnerwahl spielen Deutsche nun mal gerne Regionalliga: Leipzigerin zum Leipziger und Stuttgarterin zum Stuttgarter. Dass der Ossi nicht zum Wessi kommt, liegt an genau diesem Phänomen: Man will möglichst einen Menschen in seiner Umgebung treffen. Freilich nicht unter Mutters Küchentisch. Ich habe die Sendung „Schwiegertochter gesucht“ inzwischen tatsächlich gesehen und schäme mich seither, Deutscher zu sein – tut mir ja leid, aber es ist so. RTL zielt auf die Dumpfbacken und (fremdlink!) macht damit sogar noch Quote. Nein, ich habe erstmals keinen Artikel darüber geschrieben. Wir bekannt, bin ich ein Feind des Fremdschämens. Wenn sich die Leute nicht selber schämen, dort vorgeführt zu werden – ich kann es nicht ändern. Übrigens, weil wir gerade dabei sind: Ich habe auch „Gräfin gesucht“ nicht zu Ende gesehen, stattdessen aber den NDR-Kuppelshowdirigenten Dibaba (link zum NDR). Der wollte schon immer mal Trecker fahren und macht deshalb in Landliebe – aber die Dialoge sind genau so hohl wie bei „Gräfin gesucht“.
Apropos: Wer Dumpfbacken sucht, muss das Lesen, was von den einstmals hoch qualifizierten „Letters to the Editor“ britischer Zeitungen in Deutschland übrig geblieben ist: Kommentare im Internet – und seither weiß ich, dass ich und viele andere, die Online-Dating betreiben, „nicht alle Frösche im Teich“ haben – von anderen blöden Bemerkungen mal ganz abgesehen. Aber auch die Zeitung selbst hatte wohl ein etwas eigenartiges Verhältnis zu „Tipps“ im Internet – so der Vorschlag, der Benutzername solle „nichts über Sie persönlich aussagen“.
Was mich darauf bringt, Ihnen zu sagen: Wir werden hier eine etwas schärfere Gangart einschlagen, was die Wahrheit über Online-Dating betrifft. Wir wissen, dass es auch in der Branche dafür ein offenes Ohr gibt, denn niemandem ist damit gedient, wenn Halbwahrheiten unters Volk kommen – werde von den Anbietern selbst noch von der Presse und schon gar nicht von amateurhaften Wichtigtuern.
Überhaupt, liebe Freundinnen und Freunde: Online-Dating ist kein isoliertes Terrain, das wir den Wirtschaftsunternehmen überlassen dürfen, die es betreiben. Noch weiniger aber gehört das Thema in die Technik- und Wirtschaftsredaktionen. Die Möglichkeiten, einander kennenzulernen, ist vielmehr ein Teil der menschlichen Kultur, aber aus irgendwelchen Gründen können deutsche Zeitungsredaktionen dies nicht einsehen – was letztlich beweist, dass man die Menschen, die einander im Internet treffen, immer noch als „komische Vögel“ ansieht. Dabei gibt es Blind Dates schon sehr, sehr lange. Und nach wie vor gibt es Zufalls- und Nachbarschaftsbegegnungen – sie spielen immer noch eine große Rolle bei Paarungen.
Übrigens ist es mir ernst, auch einmal darauf hinzuweisen, wie der „Flirt“ kommerziell und journalistisch „zerschossen“ wird. Wer Flirt mit „Anmache“ verwechselt, wie es leider häufig geschieht, der muss eben nachlernen. Um hierzu einen wirklich namhaften Beitrag zu leisten, fehlen der Liebepur allerdings die Mittel – und den Fotografen, Modellen, Theaterleuten und anderen kulturell interessierten offenbar die Koordination. Oder weiß jemand von Ihnen mehr?
Die Demoskopie hat (nicht zum ersten Mal) gezeigt, was sie kann: Es gibt Zahlen zum Aussuchen für die Bereitschaft oder den Vollzug, sich von fremden Herren „bespringen“ zu lassen. Wie schön für die geschwätzigen Frauenzeitschriften, bei denen nun jede „ihre“ Zahl an die Frau bringen kann. Sollte ich etwas vergessen haben? Ja.- bei Frauenzeitschriften, natürlich: Brigitte kommt jetzt ohne Models aus. Das möchte ja vielleicht noch interessant sein, wenn die „Spin-Doctors“ von Brigitte nicht eine unsägliche Behauptung davorgehängt hätten: „Frauen brauchen keine Stellvertreterinnen“. Das ist ungefähr so intelligent wie „Frauen brauchen keine Gesangsstars, sie können ja selber singen“. Boing, Boing, Brigitte. Übrigens auch ein Boing, Boing an die Berichterstattung über eHarmony von ABC Medien: Geheimnisse, dies gar nicht gibt, wurden enthüllt. Übrigens: Brüste sind nicht der bleibende Eindruck beim ersten Date, wie denn überhaupt Frauen vielfach falsch einschätzen, was beim Date Eindruck macht. Falls Sie es interessiert: Der Blick unter den Rock gehört auch nicht zu den bleibenden Eindrücken, so lange Damen ein Höschen tragen. Auch Boing, Boing? Klar, aber die Idee ist nicht von mir. Dies fand ich da schon eher lustig: Die Liebe gehört auf den Bauch – wohin denn sonst?
Blieben Sie uns gewogen, liebe Leserin, lieber Leser. Bis zur nächsten Woche.