Was war eigentlich – ein Nacktencounter?
Eine der Pioniere dieser angeblichen Nackt-„Therapie“ war Paul Bindrim. Er vermarktete als erster die sogenannten „Nackt-Encounter“ als eine Art „Rebirthing-Therapie“, etwas, das damals überall auf der Welt für Aufregung sorgte. Bekannter wurde es als „Urschrei-Therapie“. „Encounter“ sind eigentlich nur Zusammenkünfte, doch in der Psycho-Boom-Zeit (gegen 1975) verstand jeder darunter nur „Therapiegruppen“, auch wenn das, was dort geboten wurde, oft eher einer Jahrmarktsschaubude ähnelte als einer Psychotherapie.
Mit der Nacktheit sollte der letzte Schleier der „falschen und verlogenen“ äußeren Persönlichkeitsschale abgezogen werden. Mit humanpsychologisch eingefärbten Gehirnwäschemethoden war dies schon vorher versucht worden, beispielsweise im „Zwiebelschälen“, also dem schichtweisen Abtragen der „falschen“ Persönlichkeit.
Diese neue Schule der Psychotherapie, die eigentlich gar keine war, sondern eine Art Unterhaltungsprogramm für gelangweilte Mittelstandsbürger, verschwand mitsamt ihren Gurus, als die große Zeit der „Esoterik“ vorbei war. Es zeige sich, dass Menschen besser mit einem gekonnten sozialen Rollenspiel leben konnten – und dass sie ihren persönlichen Schutzschild lieber hatten, als blamiert bis auf die Knochen vor einer Gruppe von gaffenden Psychogängern zu stehen. Übrigens gingen damals manche Menschen zu solchen Gruppen wie ins Kino: Wer die Tricks kannte, sich nicht entlarven zu müssen, hatte immer wieder Chancen, sensationelle Seelenstriptease-Vorführungen zu bekommen – und dann und wann auch ein bisschen Sex mit den Novizinnen und Novizen.
Dieser Artikel ist im Wesentlichen für Leserinnen und Leser gedacht, die sich hier am Aprilscherz vergriffen haben.