Niemand weiß, was eine Singlebörse ist – oder doch?
Ob innerhalb der Branche oder außerhalb – niemand weiß wirklich so genau, was eine Singlebörse ist. Die Begriffe werden, teils aus Gründen der bewussten Verschleierung, teils aus Unkenntnis, bereits von Autorinnen und Autoren durcheinandergewürfelt – und auch die Lexika tun kaum etwas, um den Begriff zu erhellen. Wer nur das Fazit lesen will, wird am Schluss des Artikels fündig.
Das Hauptproblem liegt im Wort „Singlebörse“ selbst. Auch ohne Lexikon können wir feststellen, dass es sich um einen Marktplatz handelt, auf dem Singles Angeboten und gesucht werden. Da gibt es auch schon das erste Problem: Eigentlich müsste es heißen: „Partnersuchende“, denn nicht jeder Single sucht einen Partner, und leider ist auch nicht jeder Partnersuchende ein Single. Das sagt so ungefähr auch Wikipedia, nur macht das Onlinelexikon neben vielen anderen Ungenauigkeiten einen gravierenden Fehler (ich zitiere) „Da der Kampf zwischen den Singlebörsen immer größer wurde bieten nun einige Anbieter Persönlichkeitstests an, welche mithilfe von Psychologen erstellt wurden. Anhand der Testergebnisse können so dem User täglich passende Partnervorschläge gemacht werden.“
Gravierende Unterschiede zwischen „Singlebörsen“ und „Online-Partnervermittlern“
Hier wird das Problem der Begrifflichkeit besonders deutlich: Zwar kann eine Singlebörse dem „User“ (gemeint ist der Kunde) ein solches Programm zusätzlich anbieten, aber es geht dabei nicht um einen „Kampf zwischen den Singlebörsen“, sondern um die Grundlage der Partnersuche. Also: Bevor ich ein Unternehmen gründe, muss ich wissen, ob es eine Singlebörse sein soll oder eine Online-Partneragentur, denn beide beruhen zunächst einmal auf völlig unterschiedlichen Grundlagen. Die einen veröffentlichen die Inhalte einer Datenbank (Singlebörsen), die anderen die Ergebnisse eines Selektionsprogramms, das auf der Datenbank und einem sogenannten „Matching-System“ beruht, das meist als „psychologischer Partnerübereinstimmungstest“ vermarktet wird. Um es deutlich zu sagen: Das „Räderwerk“ hinter einer solchen Online-Partnervermittlung hat mit Singlebörsen eigentlich nur gemeinsam, dass beide der Partnersuche dienen.
Singlebörsen – Begriffverwirrung wie bei den Kamelen
Vielleicht verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt einmal von Kamelen rede. Sehen Sie mal, wenn Sie in den Zoo kommen und ein Tier mit zwei Höckern aus der Wüste sehen, dann sagen sie: „Das ist ein Kamel“, und wenn Sie das sagen, dann sind sie kein Kamel, obwohl das Tier eigentlich ein Trampeltier ist, denn das Trampeltier gehört zur Gruppe der Kamele.
Zurück zu den Singlebösen? Also: Viele Menschen wünschen sich die „Singlebörse“ als Oberbegriff für alles, was nach Partnersuche riecht, und sagen Online-Singlebörse, wenn sie die Suche im Internet meinen. Dann sind typische Singlebörsen, also beispielsweise Friendscout24 de neu.de, also „Singlebörsen innerhalb der Singlebörsen“, was auch wieder verwirrend wäre. Also kommen Leute auf die Idee, entweder neue „Oberbegriffe“ zu schaffen oder neue Unterteilungen – und sobald sie das tun, ist die Verwirrung komplett.
Der Kunde ist am Ende verwirrt
Wenn Sie Verwirrung lieben – meinetwegen. Nur ist der Gelackmeierte der Kunde, der am Ende überhaupt nicht mehr weiß, wem er Glauben schenken soll. Da hilft es auch nicht, die typischen Singlebörsen nun plötzlich als „“Kontaktanzeigen-Seiten“ zu beschreiben, weil der Name auch schon anderweitig vergeben ist.
Alles wäre so einfach wenn … ja, wenn nicht alle Begriffe im Bereich der Partnersuche per Internet im Grunde ausgemachter Blödsinn wären.
Online-Dating ist typisch dafür. Die Treffen finden nicht online statt, also ist Online-Dating kein „Dating online“. „Single-Börse“ mag noch hingehen für die oben genannten Unternehmen – viele andere sind aber keine „Börsen“, zum Beispiel Parship, ElitePartner, partner.de und be2, weil ihnen der „Börsencharakter“ fehlt. Doch auch ihr Name „Online-Partnervermittler“ ist eigentlich nicht korrekt: Sie vermitteln nämlich gar nicht, sondern schlagen vor, ohne zu vermitteln. Nicht nur deswegen nennt sich eine der Firmen seit einiger Zeit „Partneragentur“.
Das Fazit zu Singlebörsen:
Der Begriff „Online-Dating“, so dümmlich er ist, setzte sich als Einziger wirklich als Oberbegriff durch.
Für die reinen Datenbanken der Partnersuchenden mit Auswahlmöglichkeit hat sich der Begriff „Singlebörsen“ so etabliert, dass man ihn nur noch dafür verwenden sollte.
„Online-Partnervermittler“ sollten alle heißen, die auf dem Prinzip des „Matching“ beruhen, also der Vorauswahl aufgrund eines Partnerübereinstimmungstests.
Langer Artikel? Ja, und nun ist Ihre Meinung gefragt.