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Singles und Wahl: Alleinstehen mit Kindern

Alleinstehende, die Kinder großziehen, sind in einem Dilemma, das die ganze Misere der Bundesrepublik Deutschland in grellem Licht erscheinen lässt: Für sie ist der Bezug der früheren Sozialhilfe oder der heutigen Hartz IV-Bezüge oft lohender als die Aufnahme einer Arbeit. Der Grund liegt vor allem darin, dass das Steuersystem in Deutschlands Ehen einseitig gegenüber Familien begünstigt – das „Geheimnis“ dahinter heißt „Ehegattensplitting“, und als Rechtfertigung wird immer wieder das Grundgesetz genannt, nach dem „Ehe und Familie“ unter dem besonderen Schutz des Staates stehen.

Wer dieses System reformieren will, sieht sich mit mehreren Hürden konfrontiert:

– Dem Gleichheitsgrundsatz, nach dem alleinstehende Frauen und Männer mit Kindern gegenüber Eheleuten mit Kindern nicht begünstigt werden dürfen.
– Die Familienlobby, die eher an einem höheren Kindergeld interessiert ist als an einem höheren Nettoeinkommen – oder aber übertriebene Forderungen nach einem Familiensplitting stellt.
– Die leider weit verbreitete Ansicht, dass Ehen höher wertig wären als sogenannte „Halbfamilien“.
– Die Tatsache, dass es mehr Vollfamilien und Ehen als Alleinstehende mit Kindern gibt – Letztere sind also als Wähler nicht so interessant.
– Einer grauen Mehrheit in der Gutmenschenschaft (unabhängig von der Parteizugehörigkeit) , die nichts davon hält, wenn Frauen mit Kindern arbeiten, sondern eher dafür sorgen will, dass diese nicht arbeiten.
Es ist also nicht allein eine Frage der Parteizugehörigkeit oder des Parteiprogramms, wenn die Frage nach den Alleinerziehenden gestellt wird – es ist auch eine Frage an die Gesellschaft, die eigentlich umdenken müsste und Kinder in den Vordergrund stellen sollte, statt Ehen zu bevorzugen.
Erschwert wird die Situation durch extremistische Forderungen, die gestellt werden, sobald von einem „Familiensplitting“ die Rede ist. Wenn jedes Kind zu 100 Prozent im Splitting zählt, werden die Reichen noch reicher, während die armen Familien kaum einen Vorteil davon haben. Der Grund dafür liegt in der Steuerprogression: Wenn jemand viel verdient, sinkt durch ein mögliches Familiensplitting der Einzelbetrag, der zu versteuern ist, auf ein Minimum, und die Familie entflieht auf diese Weise der Progression.

Bisher hat die deutsche Politik (im Gegensatz etwa zur dänischen) in der Frage der Alleinerziehenden versagt – und ich sehe keinerlei Chance, dies bei der Wahl 2009 durch die Bürgerstimme an der Wahlurne zu ändern.

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