„Gleich-und-Gleich“ verschwindet als Prinzip
Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist: Die „Macher“ in den Schaltzentralen der Online Partnervermittler haben das „Gleich-und-Gleich“-Prinzip weitgehend aufgegeben und damit nach meiner persönlichen Auffassung einen wichtigen Schritt getan, um an Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Unsicherheit herrscht aber darüber, auf welchen Lebensgebieten man eher nach Harmonie streben sollte und auf welchen Gebieten Gegensätze wünschenswert sind.
Dies beginnt schon damit, dass man seitens der Sprecherinnen und Sprecher der Vermittler nun möglichst unscharf formuliert, was man eigentlich anstrebt, und zwar bisweilen so, dass man alles hineininterpretieren kann: So sollen abstrakte Begriffe wie „Werte“ und „Motivation“ beispielsweise gleich sein, während man auf „Konfliktfeldern“ durchaus auch Gegensätze ausleben könne. Darauf folgen dann Orakel folgen wie dieses: „Allerdings sollten gegensätzliche Typen sich in ihrem Bedürfnis nach Nähe und Unabhängigkeit nicht zu stark unterscheiden“.
Wo man so viel auf Orakel setzt, sind klare Worte angebracht: „Gleich und Gleich“ ist gefordert, wo die Lebensgrundlagen angesprochen werden, oder mal ganz einfach ausgedrückt, dass man „aus einem ähnlichen Stall“ kommt. Wo sich hingegen „Gegensätze anziehen“, da knistert mindestens in einem der Partner der Wunsch, dass der andere seine Defizite ausgleichen möge. Es dürfte klar sein, dass der stärkere Partner auf Dauer darauf verzichtet, nur die Defizite seines Anhängsel auszugleichen, sondern sich eben auch einen adäquaten Partner wünscht – deshalb gehen so viele auf Abenteuerlust, Prestige und sexuelle Begierde basierende Beziehungen schief.
Im Endeffekt aber kann alles so sein oder auch nicht, wie es sich die Kaffeesatzleserinnen und Kaffeesatzleser aus dem Bereich der Psychologie vorstellen, denn manchmal funktioniert die Gleichheit nicht, und mal geht die Unterschiedlichkeit in die Binsen. Man muss sich einfach darüber klar sein, dass zwei Menschen, die zusammenkommen wollen, unendliche Möglichkeiten haben, ihre Energien einerseits gemeinsam auf die Zukunft auszurichten und andererseits in einem unendlichen Kleinkrieg verpuffen zu lassen. Letztendlich entscheidet die Persönlichkeit beider, ob sie ein gemeinsames Werk, das „WIR“ zusammenschweißen können und damit in die Zukunft durchstarten. Nun, und das hat wirklich gar nichts mit dem Sandkastengetue von „Gleich und Gleich“ oder „Gegensätzen“ zu tun, sondern damit, wie man ein Erwachsenenleben bewältigt. Man kann es auch noch einfacher ausdrücken: Gute Ehen beruhen darauf, die stärken der Persönlichkeiten zum Besten beider Partner einzusetzen und einander zu ergänzen, wo es gut und sinnvoll erscheint.
Ihre Meinung ist nun gefragt.