Erotik, Sex und Liebe in der Adenauerära
Was in den 1950er Jahren Pornografie war, kann der heutigen Generation gar nicht mehr so recht beschrieben werden: War die Pose einer Dame in Unterwäsche aufreizend, dann war es Pornografie. Woher die sabbernden Moralwächter von damals ihre Kriterien nahmen, war weitgehend unbekannt.
Überhaupt wurde in der Adenauerära alles zensiert, was auch nur den Anschein der „Sittenverrohung“ hatte. 1954 wurde der „erste aktuelle Sittenroman von beispielloser Suggestivkraft“ (Verlagsangabe) indiziert, und auch das Gondel-Magazin, das seinen Verkauferfolg weniger den Jazz- und Filmseiten verdankte, sondern den Unterwäsche- und Bikinifotos, konnte nur „unter dem Ladentisch“ gehandelt werden. Ob der damalige Bundeskanzler Adenauer selber für die moralinsaure Zeit verantwortlich war oder es ein falsches kulturelles Selbstverständnis war, steht dahin. Falt ist, dass die Herrschenden der Adenauerära sich als konsistent jugendfeindlich erwiesen und überall in Kirche und Gesellschaft ihre Helfershelfer hatten, um Jugend- und Sexualfeindlichkeit auf breiter Ebene durchzuboxen.
Wer etwas über „die Liebe“ wissen wollte, musste Anfang der 1950er Jahre Bücher für angehende Eheleute („Brautleute“) kaufen, in denen man lesen konnte:
„Der Zungenkuss stellt aufgrund seiner starken Reizwirkung auch gleichzeitig ein gewisses Barometer für die Willigkeit einer Frau zum Verkehr dar. Wenn sie nämlich stark auf ihn reagiert, dann weiß der Mann, dass er sich seiner Frau in Liebe nähern darf, ohne dass darüber Worte verloren werden müssten.“ (Zitat nach der Webseite des Wirtschaftswundermuseums).
So, nun wissen Sie, wie es damals war – ungefähr 50 Jahre in der Zeit zurück – und wenn Sie mehr über den neuesten Trend in Erotik und Pornografie lesen wollen, dann bitte – diesmal im be2-Blog.
(Zitat aus „Das Intimste der Liebe und Erotik“, von Dr. Rolf Rother)