Shoppen – Realität, Realsatire oder Komödie über Singles?
Einen Film, vor allem einen, der mit cineastischem Anspruch daherkommt, muss man in erster Linie als ein Kunstwerk sehen – und auch wohl als ein „künstliches“ Werk. Der Film „Shoppen“ spielt mit überzeichneten Charakteren ebenso wie mit Andeutungen über die Verwendungsmöglichkeiten von Menschen in einem Zeitalter, das mindestens nach Ansicht des Drehbuchautors vom Konsum bestimmt ist. Ich shoppe dich – du shoppst mich, wie shoppen einander.
Der Film „Shoppen“ war gestern nach seinem Kinoerfolg erstmals in der ARD zu sehen. Seine Handlung ist schnell erklärt: Im Schnellverfahren werden Menschen holzschnittartig gerastert präsentiert, worauf die Kamera ihnen zum Speed-Dating folgt, dem Kernstück des Films. Dann folgt die unausweichliche Folge: die Dates.
„Dinge haben die Tendenz, schlecht auszugehen“, könnte man den letzten Teil überschreiben – doch genau hier müssen wir einhaken und sagen, dass es eben ein künstlerisch verfremdetes Zeitporträt ist, das wird gesehen haben: einen winzigen Ausschnitt aus einer Großstadtjugend, die neurotischer dargestellt wurde, als sie eigentlich ist. Mir fiel auf, dass vor allem die Frauen ausgesprochen neurotische Züge haben: Die Zicke noch eine Spur zickiger, die Unsichere noch etwas verwirrter, die Sexbesessene noch etwas geiler – diese Liste ließe sich beliebig fortsetzten. Manchmal hat man sogar während des Speed-Dating den Eindruck, eine Psychotherapiegruppe zu beobachten.
Ist es eine Komödie? Ja sicher – man kann lächeln, und es ist ebenso eine Satire – man kann grinsen. Nur eines ist der Film nicht: ein Lehrstück. Die Welt der Dates ist in Wahrheit wesentlich freundlicher, glutvoller und menschlicher als im Film – und das sollte uns alle wirklich beruhigen.