Cuckold? Ist denn das etwas Besonderes?
Die Wege der Liebe sind nicht immer linear – wer wüsste das nicht? Wer nun auch noch zugeben kann, dass die sexuellen Gelüste manchmal recht eigenartig sind, zumal, wenn sie den Bereich der Fantasie nicht verlassen, der wird nun seufzen. Alles klar für die Ausgangslage? Na fein.
Also: normalerweise gehören zum Sex zwei Menschen – kommt ein Dritter hinzu, so gibt es zahllose Varianten – und eine davon heißt: Zwei tun es und einer guckt zu. Doch auch hier müssen wir differenzieren, weil weitere Varianten hinzukommen. Bei männlichen Voyeuren ist das passive Zuschauen beim erotischen Spiel zweier Frauen sehr beliebt, bei Frauen soll angeblich das erotische Spiel zweier Männer anregend wirken, wenn sie selbst bisexuell veranlagt sind, und die Standardvariante (Mann schaut zu, wie seine Geliebte oder Ehefrau einem Mann beschlafen wird) ist dann so ungefähr das Spiel, bei dem der Cuckold auf der Lauer liegt.
Der Cuckold ist dabei an sich nicht als ein neuer Name für den klassischen Hahnrei, also dem Mann, der „gehörnt wird“, wie man früher sagte. Das Neue am modernen Hahnrei aka Cuckold ist, dass er passiv zugucken darf, soll oder gar muss, wenn seine Frau („Hotwife“) oder Geliebte „es“ mit einem anderen Mann treibt, der dann „Bulle“ oder „Hengst“ genannt wird.
Bereits diese recht vorsichtige Schilderung mag Ihnen darlegen, dass es sich um eines der berühmten „weiten Felder“ handelt, in dem alles von der „Eheschlampe, die mal richtig rangenommen werden soll“ über die subtile Zurschaustellung des Geschlechtsaktes bis hin zu BDSM-Aktivitäten alles zusammenläuft, was sich Lustgehirne ausdenken. Was davon real ist und was nicht – schweigen wir lieber davon. Es ist jedenfalls ein großes Geschäft für die Erotikbranche.
Was Angesicht der Lexika interessant ist: Die „Cuckold-Definition“ wird einerseits von distanzierten Menschen geschrieben, andererseits aber auch von Swingern mit Dogging-Niveau und BDSM-Insidern mit Sendungsanspruch. Für mich war es verdammt schwer, die richtige Definition zu finden – und sie ergab sich eigentlich nur aus dem englischen Sprachgebrauch: Ein Cuckold ist und bleibt ein Hahnrei. Nur die Pornobranche und ein paar sexuelle Außenseiter sehen das anders.
Bild: Hahnrei-Darstellung, 16. Jahrhundert