Partnersuche: verwirrende Überschriften in der Presse
Wie dümmlich die Thesen eines Wissenschaftlers auch sein mögen – die Presse schafft es im dritten Aufguss noch immer, die Thesen so durchs Dorf zu jagen, dass am Ende fragwürdige Parolen herauskommen. Zur Auffrischung der Erinnerung: Bei von Wissenschaftlern arrangierten Speed-Datings, die ausschließlich mit Studentinnen und Studenten besetzt waren, gab es einige zunächst als „sensationell“ angepriesene Ergebnisse, die sich aber schnell als nicht signifikant erwiesen. Sie könnten eventuell darauf hindeuten, dass die Attraktivität der Partner unterschiedlich beurteilt wird, wenn man entweder in der Rolle des Suchenden oder des Gesuchten ist. Das Ganze ist so vage, dass selbst Kollegen der Forscher ihre Zweifel hatten.
Doch wie titelte jetzt „Gesundheit pro“ aufgrund dieser Vermutungen? „Aktives Flirten macht weniger kritisch“. Das ist, mit Verlaub, Tinnef, weil es gar nicht um das Flirten ging, sondern alleine um die Sitzposition beim Speed-Dating. Im Text wird das dann noch so ausgewalzt: „Derjenige, der einen Flirt startet, steigert automatisch sein Begehren und wird unkritischer“. Wie gesagt, es ging nicht um Flirts, sondern um Speed-Dating, und es ging schon gar nicht darum, wer den Flirt „startet“, noch ließen die Forschungsergebnisse zu, dass ein „Automatismus“ dahinter steht.
Was bleibt? Die Kernaussage ist falsch. Aktives Flirten macht keinesfalls unkritisch, wobei mir da noch etwas aufgefallen ist: Wie flirtet man eigentlich „passiv“? War es nicht so, dass es unmöglich ist, nicht zu kommunizieren?
Übrigens gebührt das Verdienst, mit entsprechenden Überschriften für Verwirrung zu sorgen, nicht nur der „Gesundheit pro“ und deren Autorin. Auch die MoPo dichtete in der Überschrift „Männer-Jagd macht Frauen anspruchslos“ , was ebensolcher Unfug ist. Genau gelesen hat man auch dort nicht: „Wechseln die Frauen ihren Platz, während die Männer sitzen bleiben, verschwindet der Effekt vollständig“, ist eine freie Erfindung der Redaktion. Selbst die Forscher selbst haben eine solche Behauptung niemals auch nur angedeutet – sie konnten es aufgrund ihrer dürftigen Zahlen auch gar nicht. Die MoPo nennt sie sogar: Die Quote der Frauen, die Männer wiedersehen wollten, verschob sich um ganze 2 Prozent – nur bei den Männern war es etwas mehr. Bei solchen Zahlen verschwindet ein „Effekt nicht vollständig“, liebe MoPo-Redaktion.
Die Liebepur nennt übrigens die ursprünglichen Quellen: Hier.