Die romantische Liebe siegt – aber ist dies ein Gewinn?
In einer idealen Partnerschaft siegen Liebe, Vertrauen und Treue als bevorzugte Werte. Das ist wenigstens das Meinungsbild der deutschen Frauen und Männer. Demnach waren die einzigen Werte, die über 50 Prozent der Befragten einer Studie des Bundesfamilienministeriums 2008 nannten, Vertrauen, Liebe und Treue. Lediglich bei den Frauen kam auch die Ehrlichkeit noch über 50 Prozent.
Die vom Männermagazin Mens Health reißerisch verbreitete Frage „passen Männer und Frauen zusammen?“, die angeblich von der Studie gestützt werden, stimmen nicht: Mens Health verunsichert seine Leser mit dieser Passage: „4 von 5 Frauen halten Vertrauen für die wichtigste Eigenschaft einer idealen Partnerschaft – nicht einmal zwei Drittel der befragten Männer stimmen dem zu.“
Nun sind die „4 von 5“ 79 Prozent, die „nicht einmal zwei Drittel“ 65 Prozent, was lediglich bedeutet, dass 14 Prozent der befragten Frauen und Männer unterschiedliche Auffassungen haben. Dies durchzieht im Übrigen die ganze Studie und ist kein Indikator dafür, dass Frauen und Männer nicht zusammenpassen würden – denn im Grund liegen alle Werte nahe beieinander, wobei die Frauen bei den meistgenannten Werten immer ein wenig vorne lagen.
Bedenklicher ist da schon, dass die ideale Partnerschaft von Männern und Frauen nach wie vor so stark romantisiert wird. Dass alle die Liebe, Vertrauen und Treue als wertvoll ansehen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie die übrigen Eigenschaften, die eine Partnerschaft oder Ehe erhalten, abgewertet haben: Rücksichtnahme, Kompromissbereitschaft und Verstehen landeten ziemlich abgeschlagen bei den Werten, denen nur noch gegen 20 Prozent der Befragten zustimmten.
Die zunehmende Romantisierung der Partnerschaft scheint eines der am Schwierigsten zu bewältigenden Probleme des 21. Jahrhunderts zu werden. Falls es so weiter geht, werden viele Paare im wahren Leben Schiffbruch erleiden – es sei denn, sie würden anders handeln als sie dies den Demoskopen in die Fragebögen geschrieben haben.
Studie: BMFSFJ, PDF.