Tacheles: wer passt zu mir?
Der telegene Standesbeamte trotzte stoisch in die Kamera: Er könne beurteilen, ob eine Ehe halten würde. Er schaue nur auf die Geburtsdaten. Meinte er 40 Lebensjahre Unterschied? Nein – er guckte in die Sterne: Ja, dieses Sternzeichen und jenes, das passe halt zusammen, daran könne man es merken. Dass der Moderator trotz Sternzeichenkonflikts glücklich war, läge am Aszendenten.
Sternzeichen, Wahrsagerei, Kaffeesatz – was denn eigentlich noch? Ich weiß: Frauen werden in diesem Fall sagen „na, etwas ist aber dran …“. Wenn alles gar nicht klappt, dann holen sie oft das chinesische Horoskop hervor: Da stimmen beide nun endlich überein. Aufatmen auf der ganzen Linie.
Wissen Sie was? Ich habe die Nase gestrichen voll von diesem Dummgeschwätz – da fehlt bloß noch irgend so ein Diplompsychologe, der die Augenbrauen hochzieht und sagt: „Also, nach meiner Erfahrung ist Gleichheit die beste Voraussetzung für eine Ehe“.
Die nackte Wahrheit? Niemand hat es in der Hand außer den Partnern. In der Jugend helfen vor allem gemeinsame Ziele – keiner von den Dummschwätzern und Kaffeesatzlesern erwähnt sie. Gleiche soziale Herkunft kann wichtig sein – aber natürlich gibt es Gegenbeispiele. Ob Gegensätze sich anziehen, spielt überhaupt keine Rolle – wichtig ist allein, welche Gegensätze die Menschen haben und ob sie damit umgehen können – und dann kann eine Ehe gegensätzlicher Partner ebenso gelingen wie eine Ehe unter „Gleich und Gleich“, die ebenfalls ihre Tücken hat. Ideal ist übrigens eine Ehe, bei der sich beide ergänzen – ein Partner füllt die Lücken des anderen.
Wer passt zu mir? Wer passt zu wem? Wir alle können nur eines: Mit Selbstbewusstsein, Mut, Toleranz und Humor eine Ehe führen mit dem Ziel, dass sie viele Jahrzehnte halten möge. Sollte ich Ihnen vielleicht noch verraten, was unbedingt dazugehört? Selbst auch mal zurückstecken zu können.
Tacheles? Wenn Sie selbst nicht einmal die Frage beantworten können, wer zu Ihnen passen könnte – wie soll es dann ein Fremder können?