BDSM – vom Medienliebling zur Bezeichnung für Außenseiter
Manche Liebende machen sich nie Gedanken über BDSM, andere sagen „ja, natürlich, machen wir“, und wieder andere verziehen das Näschen und sagen: „nein, so etwas kommt für uns nicht in Frage“. Allerdings sagen die meisten nie BDSM, sondern „ein bisschen Sadomaso“ oder „leichtes SM finde ich ganz schick“.
Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben – aus der einstigen BDSM-Begeisterung der Medien ist eher Zurückhaltung geworden. „Sadomaso“ wird praktisch nur noch in der Boulevardpresse verwendet, meist in Zusammenhang mit Huren, Dominas oder Verbrechen. Der altbackene Begriff „BDSM“ wird in der Presse schon fast gar nicht genutzt. Die Paare, die es praktizieren, sagen entweder „SM“ oder gleich, was sie exakt tun: Latex tragen, leichte Schläge mit der Riemenpeitsche geben, mit Handschellen fesseln.
Es scheint, als würde sich die „etwas härtere Form der Lust“ inzwischen ganz normal in die üblichen sexuellen Beziehungen der Paare integrieren. BDSM? Das ist in den Augen vieler Menschen heute wieder das, was es schon einmal war: eine Sache für ein paar Außenseiter, die sich haltlos von Sensation zu Sensation tragen lassen und dabei die Menschenrechte bisweilen hart schrammen. Der Begriff, einst medienwirksam eingesetzt, erweist sich als Unwort – gäbe es ihn gar nicht, stünden genug andere zur Verfügung.
Klar, dass es auch ein Geschäft ist – aber auch bei den einschlägigen Domina-Studios verschwindet das Wort nach und nach aus der Werbung: Man will nichts Unspezifisches anbieten, sondern geht inzwischen genau auf die Wünsche der Kundschaft ein.
Was meinen Sie? BDSM, SM? Ganz normale integrierte Lust, die ohne nähere Bezeichnung auskommt? Oder sollten wir diese englischsprachigen Akronyme durch konkretere deutsche Bezeichnung ersetzen?