Frauen und die „zweite Chance“ – 1980
Wie sahen die „zweiten Chancen“ für Frauen 1980 wirklich aus? Echt mies, wenn Sie mich fragen. Damals war die Blütezeit der betrügerischen Ehevermittler, die Vertreter zu Frauen schickten, die private Heiratsanzeigen aufgegeben hatten.
Wer als Frau damals den Fehler machte, auf eine der Lockvogelanzeigen der Institute einzugehen, erhielt den Anruf eines Vertreters, auf den man nicht gefasst war. Ließ sich die Partnersuchende überrumpeln und gab sie dem Vertreter die Adresse, so lud er sich sofort zu einem Gespräch ein: „Ich kam gar nicht zu Wort und hatte nur verstanden, dass er mich um 15 Uhr besuchen wollte“. Womit der joviale Vertreter nicht gerechnet hatte: Die Dame lud auch noch ein befreundetes Paar ein – und deren Ehemann entlarvte schließlich das Konzept, dass der Vertreter vorlegte.
Die Honorare lagen damals etwa beim zweifachen Bruttogehalt einer Sachbearbeiterin – und geleistet wurde dafür sehr, sehr wenig – wenn überhaupt etwas. Die Vertreter gingen immer nach derselben Masche vor: Alleinstehende Frauen waren leicht zu überrumpeln: „Ach füllen sie doch mal den Fragebogen aus“ – und nach einer Weile: „Und jetzt nur noch hier unterschreiben“.
Damals waren Frauen noch nicht so mobil wie heute. Die Institute scheuten sich aber nicht, Männer zu empfehlen, die mehr als 300 Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt lebten – das schützte sie vor dem Betrugsvorwurf.
Falls Sie meinen, dass es heute schwierig ist, die „zweite Chance“ wahrzunehmen – denken Sie mal an diese Zeit, die noch nicht einmal 30 Jahre zurückliegt.
(Zitiert nach „Drenk – Drenk: „Aktive Partnersuche per Inserat“)
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