Tacheles: Handys gehen schlecht, Dating geht gut
Vielleicht habe ich mich über den angeblichen „Trend“ ja schon so ausgelassen, dass Sie es nicht mehr lesen wollen: Aber ich denke, dass e sich bei dem angeblichen „Trend“ des Handy-Dating einmal mehr um einen dümmlichen Werbegag handelt: Dating boomt, Handys gehen schlecht ist der Stand der Dinge – vor allem, wenn die Leute ihre verdammten Handys doch tatsächlich zum Telefonieren benutzen und so die armen Anbieter von Zusatzdiensten um ihre leicht verdienten Profite bringen – abgesehen davon, dass man kein neues Handy braucht, wenn man „nur telefonieren“ will.
Was lag da näher, als ein Riesengedöns um bestimmte Handys zu veranstalten, die angeblich „Dating können“? Was mich nur wundert, ist dies: Unsere Damen und Herren von der Presse (und viele Blogger) fallen offenbar auf alles herein, was irgendwie „schick und technisch“ daher kommt. Teilweise (aber nicht ausschließlich) liegt dies natürlich auch daran, dass dauernd Technikredakteure über das Dating schreiben: Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts.
Das Handy selbst ist natürlich ein prima Gerät – vor allem zum Telefonieren. Die neue Funktion, den eigenen Standort einer gewissen Öffentlichkeit preiszugeben (mehr ist es nicht) bedeutet hingegen, einen Teil seiner persönlichen Freiheit aufzugeben – und wer dafür noch gebühren bezahlt, hat wirklich selber schuld. Tacheles: Wie kann man sich über den vermeintlich totalen Überwachungsstaat beklagen, wenn man andererseits bejubelt, dass der eigene Standort jetzt von jedem Partnersuchenden festgestellt werden kann? Ich sehe schon die neueste Werbung der Rotlichtbranche: „Finden sie eine Domina in ihrer Nähe“ – denn was für die Dating-Branche theoretisch möglich wäre, bleibt der Rotlicht-Branche natürlich nicht verschlossen.