Was ist dran an der Online-Silberhochzeit?
Die Meldung stammt aus der BILD-Zeitung, ist reichlich alt für ein aktuelles Medium – und ziemlich konstruiert. Denn die einzige Tatsache, auf der dieser Bericht und viele andere sich berufen kann, ist der, dass sich damals – also vor mehr als 25 Jahren, zwei Menschen in einem der ersten Online-Netzwerk begegnet sind. Das Netzwerk war CompuServe’s Citizens‘ Band Simulator, eine Art Meinungsaustausch über den Computer, der nach heutigem Verständnis eine Art Chat-Community war. Das Neue und Erregende war, dass man plötzlich auf großen Entfernungen Meinungen austauschen konnte, ohne überhaupt zum Telefon zu greifen. Man brauchte nur einen Computer, ein Modem, eine Anmeldung zu einem dieser Netzwerke und reichlich Pioniergeist.
Die 29-jährige Pamela Jensen war eine der wenigen Frauen, die damals „online“ waren. Da sie eine Zoowärterin war, nannte sie sich „Zebra3“ und sie fand es toll, mit wem sie über das Netz sprechen konnte – stundenlang und eigentlich über alles. Sie traf dort unter anderem auf den damals 24-jährigen Chris Dunn, der sich ChrisDos nannte. „Wir waren noch nicht viele“, sagte sie später in einer Fernsehsendung, denn was CompuServe da aufgebaut hatte, war nun wirklich noch neu und sehr exotisch. Aber man hatte eine Idee: die Leute, die Mitglieder im Netzwerk waren, sollten einander kennenlernen können, und so kam es, das sich Pam und Chris auf einer Party in New York trafen – kein Blind Date oder so etwas.
So also lernten sich beide kennen. Das Ganze hatte weder etwas mit Online-Dating noch mit Sex oder Partnervermittlung oder irgend etwas anderem dergleichen zu tun. Das Neue war nur, dass sie sich online begegnet waren, dass sie im April 1983 heirateten und auf diese Weise in eine amerikanische Fernsehshow kamen. Dort wurde man dann auf sie aufmerksam – und vergaß sie wieder. Jetzt allerdings, nach 25 Jahren und etwas mehr, gelten sie als das erste Hochzeitspaar, das sich online kennengelernt hatte.
„Hochzeitspaar“ ist wichtig, denn gemenschelt hat es auch damals schon allenthalben: Auch in anderen Netzwerken der damaligen Zeit trafen sich die Menschen, und die Frauen unter den Computerbenutzern waren heiß begehrt, weil es wenige gab. Kein Wunder, dass sie bei diesen Partys auch dann und wann im Bett landeten – wie man unschwer erkennt, hat sich daran nicht viel geändert.
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