Die Schwierigkeit der Berichterstattung über Online-Dating
Fem dot ist eine Online-Frauenzeitschrift – und sie beschäftigte sich gerade mit dem Online-Dating. Grund genug für die Liebepur, den Artikel kurz zu kommentieren.
Der Trend des Artikels ist positiv, und dies freute uns besonders: „Noch vor wenigen Jahren galten Partnerbörsen als peinlich. Paare, die sich online kennengelernt hatten, verschwiegen dies lieber dezent oder dachten sich eine gesellschaftlich anerkanntere Dating-Story aus.“ Da fehlt nur noch, dass auch Zeitungsanzeigen einst als peinlich galten und sich die Paare, die sich dort kennenlernten, sich ebensolche Storys ausdachten – kein Internet-Phänomen, also.
Wie groß ist die Auswahl wirklich?
Ein bisschen kritischer sind wir bei Aussagen wie „Zudem ist die Auswahl phänomenal groß. Allein bei den hierzulande etablierten Partnerbörsen tummeln sich Millionen einsamer Herzen.“ Richtig daran ist, dass sich Millionen dort tummeln – fragwürdig ist, wie viele davon zahlende Mitglieder sind – und die Auswahl ist keinesfalls „riesig“, wie sich an mathematischen Modellen leicht feststellen lässt – lediglich für Großstädter und nicht ortsgebundene Menschen ist die Auswahl wirklich sehr groß.
Wer passt wirklich zusammen?
Ziemlich haarsträubend fanden wir die Aussage „Die groben Rahmendaten wie Job, Alter, Kinderwunsch, Aussehen und Interessen sind in 99 Prozent der Fälle bereits vorher bekannt und positiv zur Kenntnis genommen worden“, und weiter „schon durch den Abgleich der Profile ist oft eine gewisse Harmonie und Interessens-Ähnlichkeit gewährleistet.“
Wir wissen nicht, wer fem dot dies geflüstert hat, geben aber hier mal zur Kenntnis, dass die genannten Kriterien relativ vage sind „Harmonie“ ist kein wissenschaftlich vertretbarer Begriff, und die Ähnlichkeit der Interessen kein Grund, Beziehungen einzugehen, und selbst der Kinderwunsch gilt nur für bestimmte Altersgruppen.
Das Kernproblem: Welche Ziele haben Partnersuchende?
Wir glauben, dass derartige Artikel dazu verleiten, sich die falschen Ziele zu setzen: So ist beispielsweise der Job wichtig, noch wichtiger ist aber, ob beide Partner beim Zusammenkommen noch den Job ausüben können, den sie vorher hatten – Mobilität ist also ebenso interessant – und zwei der wichtigsten Rahmenbedingung fehlen: die soziale Herkunft und die eigene Sicht der Zukunft. Die allerdings werden auch von vielen Online-Partnervermittlungen nicht sonderlich ernst genommen.
Unser Fazit: lesenswert, aber nicht sonderlich erhellend.