Freie Datingseiten und was wirklich dahinter steht
Die Botschaften kommen herein wie eine brausende Flut: „Die Zukunft gehört den freien Datingseiten“ ist die Botschaft, und „frei ist der einzig richtige Preis in der Rezession“. Nun, wenn dies ein paar dümmliche Bitquäler in ihren Zeitschriften behaupten, dann führe ich dies in der Regel auf die Scheuklappen zurück, die Computerfreaks nun mal haben – aber wenn es in einer Wirtschaftszeitung steht? Dann sage ich mir: Hoppla, Olga (der Artikel ist von der Business-Week-Redakteurin Olga Kharif), da fehlt doch wohl der Hinweis, woher denn das Geld für die „freien“ Webseiten hauptsächlich kommt, und dass es in der Wirtschaftsordnung keine „freien“ Angebote ohne Umsatz- und Gewinnerwartungen gibt.
In der Tat – Frau Kharif verwechselt, wie so viele andere auch, „Traffic“ mit Umsatz – vom Ertrag gar nicht zu reden. Die sogenannten „freien“ Datingseiten leben nämlich – von Werbung. Dabei haben die beiden meistgenannten Seiten, OK Cupid und PlentyOfFish allerdings noch den Charme, die Werbung erst auf den Innenseiten zu präsentieren – bei manchen „freien“ deutschen Seiten sind sie schon auf der Homepage – und werben dort für die Konkurrenz.
Richtig ist, dass werbefinanzierte Seiten vom Traffic leben, also von der Anzahl der Aufrufe. Das Merkwürdige daran: Je weniger Menschen an der aktiven Partnersuche per Internet interessiert sind, umso mehr klicken sie auf Anzeigen – oder anders herum: je interessierter sie am Partner sind, umso mehr klicken sei Partner an und ignorieren die Anzeigen. Der Trick dahinter ist einfach: Je weniger man aktiv werden will, umso mehr fällt man auf Anzeigen herein, die uns Glauben machen wollen, es gäbe einen Weg, wie die willigen Damen praktisch von selbst in Lotter- und Ehebetten fallen würden.
Die Sache hat also mehrere Haken, und das Prinzip am Ende ist dies: Irgendjemand bezahlt – oder man ist pleite. Tatsache ist auch: Zu einem großen Teil werden freie Datingseiten indirekt durch die Provisionserträge bezahlter Werbeseiten finanziert – wenn deren Geschäfte also schlecht gehen, geht es auch den freien Seiten schlecht.
Das beste Beispiel der jüngsten Zeit für den Trick hinter „freien“ Datingseiten ist „Down To Earth“, eine sogenannte “freie“ Seite, dessen Inhaberin und Hauptsponsorin Match.com ist, die aus der Seite offenbar viele neue Kunden gewinnt. Doch das ist nicht alles – ein Nebensatz enthüllt, was das eigentliche Geheimnis der freien Datingseiten ist: „Sie wenden sich an völlig andere Bevölkerungsgruppen“. Den Satz muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen, bevor man ihn schluckt.
Der Beitrag, auf den Bezug genommen wird: Business Week